Die Familie der Kardinalbarsche (Apogonidae)

Sonnenkardinalbarsche (Ostorhinchus aureus) und eine unbestimmte Kardinalbarschart in einer Höhle des Ningaloo Riffs

Banggai-Kardinalbarsche (Pterapogon kauderni)
Die Familie der Kardinalbarsche (Apogonidae) gehört zu den Barschverwandten (Percomorphaceae) und umfasst über 25 Gattungen mit etwa 350 Arten. Die Familie besitzt eine weltweite Verbreitung in tropischen und subtropischen Meeren, meist in Fels- oder Korallenriffen, einige wenige auch im Brackwasser, die neun Arten der Gattung Glossamia nur in Süßgewässern Australiens und Neuguineas. Dabei bevorzugen die Korallenriffbewohner unter ihnen die geschützten Innenriffe und meiden die steilen Außenriffe. Im Mittelmeer lebt der Meerbarbenkönig (Apogon imberbis). Erst in jüngster Zeit sind Apogonichthyoides nigripinnis und Apogonichthyoides taeniatus durch den Suezkanal ins Mittelmeer eingewandert.
Merkmale der Kardinalbarsche
Kardinalbarsche sind kleine, 3 bis 25 Zentimeter lang werdende und oft rötlich gefärbte Fische. Die meisten Arten bleiben kleiner als 10 Zentimeter. Ihr Maul ist protraktil (vorstülpbar) und leicht oberständig, die Augen in Anpassung an die Hauptaktivitätszeit in der Dämmerung bzw. in der Nacht groß. Die beiden Rückenflossen sind deutlich getrennt. Die Schuppen sind für gewöhnlich ctenoid (Kammschuppen), bei einigen Gruppen cycloid (Rundschuppen). Die Gattung Gymnapogon ist schuppenlos. Die Arten der Gattung Siphamia haben am Bauch gelegene Leuchtorgane.
Lebensweise
Kardinalbarsche sind vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktive Schwarmfische und verstecken sich am Tag zwischen Steinkorallen, in Höhlen oder Spalten. Fast alle Kardinalbarsche ernähren sich von Zooplankton, einige Arten, wie der Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus), fressen auch größere Beute wie kleine Fische. Wahrscheinlich sind alle Arten im männlichen Geschlecht Maulbrüter.
Äußere Systematik
Die Familie der Kardinalbarsche wurde ursprünglich in die Ordnung der Barschartigen (Perciformes) gestellt, einer Sammelgruppe, die in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nur ungenügend durch abgeleitete Merkmale definiert und mit Sicherheit nicht monophyletisch war.
Vergleichende DNA-Sequenzanalysen ergaben eine relativ nahe Verwandtschaft mit den Grundelartigen (Gobioidei) und Kurtern (Kurtidae), so dass Christine Thacker und Kollegen die Kardinalbarsche der Ordnung der Gobiiformes zuordneten und die Glas- oder Beilfische (Pempheridae) als Schwestergruppe der Kardinalbarsche angaben.

Die Kurter, hier ein Männchen von Kurtus indicus, sind wahrscheinlich die nächsten Verwandten der Kardinalbarsche
Ricardo Betancur-R. und Mitarbeiter stellen dagegen eine neue Ordnung auf, die Kurtiformes, in der Kardinalbarsche und Kurter als Schwesterfamilien (in jeweils eigener Unterordnung) vereint sind. Die Kurtiformes sind hier die Schwestergruppe der Gobiiformes und bilden mit diesen die Serie Gobiaria. Diese Verwandtschaftsverhältnisse werden von Thomas Near und Kollegen in ihrer auf DNA-Sequenzanalysen beruhenden Untersuchung über die Phylogenie der Acanthomorpha bestätigt, können von Fraser in seiner auf morphologischen Vergleichen beruhenden Untersuchung über die Verwandtschaft von Kardinalbarschen und Kurtern aber nicht gestützt werden.
Innere Systematik
Es gibt vier Unterfamilien, über 25 Gattungen und fast 360 Arten. Die Apogoninae, die größte Unterfamilie, werden noch in 14 Tribus unterteilt.
Fossilbefund
Fossile Vertreter der Kardinalbarsche sind aus dem mittleren Eozän der norditalienischen Monte-Bolca-Formation, die aus Ablagerungen der Tethys entstand, bekannt. Eosphaeramia margaritae war hochrückig und ähnelt der rezenten Gattung Sphaeramia, Apogon spinosus gehört zu einer heute noch existierenden Gattung. Beide Fische wurden etwa 4 cm lang.
Aquarienhaltung
Einige Arten, wie der Banggai-Kardinalbarsch (Pterapogon kauderni), der Pyjama-Kardinalbarsch (Sphaeramia nemanoptera) und der Fadenflossen-Kardinalbarsch (Zoramia leptacantha), sind beliebte Zierfische in der Meerwasseraquaristik. Das Aquarium sollte mit Höhlen und Unterständen eingerichtet sein, um ihr natürliches Biotop nachzuahmen. Die meisten Kardinalbarsche fressen nur Lebend- und Frostfutter. Von ihnen sind keine Übergriffe auf sessile Wirbellose zu befürchten.
Kardinalbarsche sind etwas transportempfindlich. Pterapogon kauderni lässt sich auch nachzüchten.
Kardinalbarsche im Portrait
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Apogon atradorsatus (c) Billy Bensted-Smith
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Apogon atricaudus (c) Jonathan Williams

Apogon binotatus (c) Pauline Walsh Jacobson

Apogon erythrosoma (c) Rafi Amar
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Apogon doryssa (c) Francois Libert
Meerbarbenkönig (Apogon imberbis)
(c) Dennis Rabeling
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Apogon pseudomaculatus (c) Frank Krasovec
Apogon pseudomaculatus
(c) Pauline Walsh Jacobson
Apogon townsendi (c) Frank Krasovec



Apogonichthyoides melas (c) Francois Libert
Apogonichthyoides umbratilis (c) Jim Greenfield
Astrapogon stellatus (c) Luke Foster



Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus)
(c) Mark Rosenstein
Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus)
(c) Mark Rosenstein
Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus)
(c) Mark Rosenstein

Cheilodipterus macrodon (c) Glen Whisson

Tiger-Kardinalbarsch (Cheilodipterus macrodon)
(c) grahammcmartin

Cheilodipterus novemstriatus (c) Luke Foster

Fünflinien-Kardinalbarsch (Cheilodipterus quinquelineatus) (c) juju98

Cheilodipterus singapurensis (c) Jiayuan Lin
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Foa fo (c) Johan Bas
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Glossamia aprion (c) Ray Turnbull
Nectamia bandanensis (c) brinavet
Nectamia fusca (c) Frank Krasovec


Ostorhinchus apogonoides (c) Kristin Anderson
Schwarzbinden-Kardinalbarsch
(Ostorhinchus aureus) (c) John Sear
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Schwarzbinden-Kardinalbarsch
(Ostorhinchus aureus) (c) Julian Hsu

Ostorhinchus compressus (c) craigjhowe

Ostorhinchus compressus
(c) Pauline Walsh Jacobson

Ostorhinchus fleurieu (c) chelmon_lol

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Ostorhinchus fukuii (c) Malcolm Francis
Ostorhinchus griffini (c) portioid
Ostorhinchus hoevenii (c) Pauline Walsh Jacobson


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Ostorhinchus limenus (c) Erik Schlogl
Ostorhinchus limenus (c) Erik Schlogl
Ostorhinchus limenus (c) Harry Rosenthal

Ostorhinchus limenus (c) Richard Ling

Ostorhinchus limenus (c) grahammcmartin
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Ostorhinchus margaritophorus
(c) Nico K. Michiels
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Ostorhinchus monospilus (c) Blogie Robillo

Ostorhinchus nigrofasciatus (c) Francois Libert

Ostorhinchus parvulus (c) craigjhowe


Ostorhinchus victoriae (c) J. Martin Crossley
Phaeoptyx conklini (c) Robin White

Phaeoptyx pigmentaria (c) Frank Krasovec
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Pristiapogon kallopterus (c) David R
Pristiapogon kallopterus (c) Frank Krasovec
Pristiapogon kallopterus (c) Malcolm Francis
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Pseudamia gelatinosa (c) craigjhowe

Pseudamia zonata (c) Mark Rosenstein

Pterapogon kauderni (c) Erik Schlogl



Quinca mirifica (c) Glen Whisson
Siphamia argentea (c) mken0403
Siphamia cephalotes (c) Glen Whisson


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Siphamia cuneiceps (c) Glen Whisson
Siphamia elongata (c) David R
Siphamia roseigaster
(c) Marine Explorer (Dr John Turnbull)
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Siphamia tubifer (c) Tony Strazzari
Pyjama-Kardinalbarsch
(Sphaeramia nematoptera) (c) Albert Kang
Pyjama-Kardinalbarsch
(Sphaeramia nematoptera) (c) Albert Kang

Sphaeramia orbicularis (c) sea-kangaroo
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Taeniamia fucata (c) Francois Libert

Taeniamia fucata (c) Rafi Amar


Taeniamia macroptera (c) Nigel Marsh
Taeniamia melasma (c) Alex Hoschke

Taeniamia pallida (c) Dawn Goebbels
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Taeniamia pallida (c) Dawn Goebbels
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Taeniamia zosterophora (c) Erik Schlogl

Vincentia badia (c) David Spencer Muirhead


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Vincentia conspersa (c) imogenisunderwater
Vincentia novaehollandiae (c) pincetczy
Vincentia novaehollandiae (c) stephencoutts



Vincentia novaehollandiae (c) Tony Strazzari
Vincentia punctata (c) Tim Karnasuta
Zoramia flebila (c) Luke Gordon
Meerbarbenkönig
Apogon imberbis
Der Meerbarbenkönig, auch Roter Mittelmeer-Kardinalbarsch genannt, ist ein kleiner orangeroter Fisch aus der Familie der Kardinalbarsche (Apogonidae), der in der Schwachlichtzone (Circalittoral) an Felsküsten des Mittelmeers vorkommt.

Apogon imberbis (c) jtorrella
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Gruppe von Apogon imberbis (c) Frédéric ANDRE
Merkmale:
Apogon imberbis ist ein 10–12 cm (maximal bis 15 cm) langer Fisch mit einem ovalen und lateral abgeflachten Körperbau. Die Färbung ist einheitlich leuchtend orange bis zinnoberrot, mit leichten schwarzen Sprenkeln an Rücken und Kiemendeckeln. In direktem Tageslicht oder in Stresssituationen kann die Färbung stark ausblassen.
Der Rand des Praeoperculums ist leicht gezahnt. Der Unterkiefer steht leicht vor, was zu einem leicht oberständigen Maul führt. Die Zähne sind sehr klein und dünn (villiform) und in Bändern im Kiefer angeordnet.
Der Kopf hat eine auffällig große Mundspalte, die schräg nach oben gerichtet ist und weit hinter dem Auge endet. Die schwarzen Augen sind ebenfalls sehr groß und können einen Durchmesser haben, der fast die Länge der ersten Rückenflosse (Dorsalis) erreicht. Außerdem befinden sich oberhalb und unterhalb der Pupille zwei weiße, horizontale Längsstreifen. Der hohe Schwanzstiel ist deutlich vom Körper abgesetzt und oft mit 2–3 dicht nebeneinanderliegenden, manchmal verbundenen, schwarzen Punkten besetzt.
Verbreitung:
Der Meerbarbenkönig ist der einzige heimische Vertreter der Kardinalbarsche (Apogonidae), der im Mittelmeer vorkommt. Er ist im gesamten Mittelmeer anzutreffen und sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich außerdem auch in den Ostatlantik, von Portugal die Westküste Afrikas entlang, bis zum Golf von Guinea. Auch bei den Kanaren, Madeira und den Azoren kommt er häufig vor.
Der Meerbarbenkönig war lange der einzige Vertreter der Familie der Kardinalbarsche, der im Mittelmeer anzutreffen war. In jüngerer Vergangenheit sind allerdings einige andere Apogon-Arten wie z. B. Apogon pharaonis und Apogon queketti über den Suez-Kanal ins östliche Mittelmeer eingewandert.

Auf der Karte:
Verbreitungsgebiet von Apogon imberbis im Mittelmeer und angrenzenden Teilen des östlichen Atlantiks
Lebensweise:
Der Meerbarbenkönig kommt vorwiegend in der Schwachlichtzone (Circalitoral) von Felsküsten vor. Tagsüber versteckt er sich einzeln oder in kleinen Gruppen an dunklen Stellen wie in Höhlen, Spalten und unter Steinen und Überhängen. In der Dämmerung und Nacht verlässt er sein Versteck und macht sich freischwimmend auf die Suche nach Nahrung.
Der Meerbarbenkönig kommt vorwiegend in einer Tiefe von 10–200 m vor, während er in geringer Tiefe sehr selten anzutreffen ist. Im Winter werden oft größere Tiefen aufgesucht.
Ernährung:
Die bevorzugte Nahrung des Meerbarbenkönigs sind Krustentiere und kleine Fische, aber auch Zooplankton, Fischlaich und Fischbrut stehen auf seinem Speiseplan.
Fortpflanzung:
Die Tiere erreichen ihre Geschlechtsreife, wenn sie eine Größe von ungefähr 5,5 cm erreichen, was einem Alter von ca. einem Jahr entspricht. Die Paarung des Meerbarbenkönigs findet zwischen Juni und September statt. Männchen und Weibchen schwimmen zuerst nebeneinanderher, bis das Männchen seine Afterflosse um das Abdomen des Weibchens legt. Die Geschlechtspapillen berühren sich und die Spermien werden auf Weibchen übertragen. Es handelt sich bei der Paarung der Meerbarbenkönige als um eine innere Befruchtung.
Eine Besonderheit von A. imberbis ist die Zusammensetzung des Spermas. Es enthält nämlich sowohl Spermazellen mit einer Geißel (monoflagellat) als auch Spermazellen mit zwei Geißeln (biflagellat), was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise besteht das Sperma von Fischen immer nur aus Spermatozoen mit gleicher Anzahl an Flagellen.
Die Laichzeit findet zwischen Juli und Oktober mit einem Aktivitätsmaximum im August statt.
Es handelt sich bei den Tieren um paternale Maulbrüter. Die abgelegten Eier des Weibchens verkleben zu einem Klumpen und werden vom Männchen in sein stark dehnbares Maul aufgenommen.
Die Anzahl der aufgenommenen Eier korreliert linear mit der Größe des Männchens. Es können bis zu 20000 Eier im Maul eines großen männlichen Tiers ausgebrütet werden. Die Schale der Eier ist nur 1,5 µm dick und damit weitaus dünner als bei vielen anderen marinen Knochenfischen. Die Eier werden im Maul mit sauerstoffreichem Wasser umspült und sind geschützt vor Räubern und Fraßfeinden. Das Männchen bewegt die Eier stetig in seinem Maul, um allen genug Sauerstoff zugänglich zu machen und sie sauber zu halten.
Den Eiklumpen behält das Männchen bis zum Schlüpfern der Larven in seinem Maul (ca. eine Woche) und nimmt in dieser Zeit keine Nahrung zu sich. Nach dem Schlüpfen werden die Larven nicht mehr ins Maul aufgenommen.
Nutzung:
Der Meerbarbenkönig wird manchmal als Köder für Angeln und Langleinenfischerei benutzt, aber in manchen Gebieten auch zum menschlichen Verzehr gefangen. Außerdem ist er ein schöner Aquarienfisch, allerdings anspruchsvoll bezüglich der Wasserqualität.

Apogon imberbis (c) Donald Davesne

Apogon imberbis (c) Ronald Werson

Apogon imberbis (c) Xavier Rufray



Apogon imberbis (c) Jean-Paul Cassez
Apogon imberbis (c) Pierre Corbrion
Apogon imberbis (c) Jean-Paul Cassez

Apogon imberbis
(c) Falk Viczian Solarboot-Projekte gGmbH

Apogon imberbis
(c) Falk Viczian Solarboot-Projekte gGmbH

Apogon imberbis
(c) Falk Viczian Solarboot-Projekte gGmbH



Apogon imberbis (c) Sylvain Le Bris
Apogon imberbis (c) Sylvain Le Bris
Apogon imberbis (c) whodden
Banggai-Kardinalbarsch
Pterapogon kauderni
Der Banggai-Kardinalbarsch, auch Molukken-Kardinalbarsch genannt, ist ein acht Zentimeter lang werdender, schwarzweiß gezeichneter Kardinalbarsch, der nur in einem sehr kleinen Gebiet östlich der indonesischen Insel Sulawesi im flachen Meer lebt. Er ist als Zierfisch für die Meerwasseraquaristik bekannt geworden und wird von Meerwasseraquarianern meist einfach Kauderni genannt.
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Pterapogon kauderni (c) uwkwaj

Gruppe von Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson
Merkmale:
Banggai-Kardinalbarsche haben einen ovalen, hochrückigen Körper mit silbrig, weißgrauer Grundfarbe und lang ausgezogenen Flossen. Über den Körper ziehen sich zwei große schwarze Querbänder, das erste beginnt an der Spitze der ersten Rückenflosse, zieht sich entlang ihrer Vorderkante und endet an den Spitzen der Bauchflossen, das zweite beginnt an der Spitze der sehr langen zweiten Rückenflosse und endet an der Spitze der Afterflosse. Am Kopf tarnt ein Querband die sehr großen Augen, ein weiteres streicht über das leicht oberständige, relativ große Maul. Äußere Geschlechtsunterschiede gibt es nicht.
Verbreitung und Lebensraum:
Der Banggai-Kardinalbarsch lebt nur in einem kleinen Gebiet um die Banggai-Inseln (Banggai, Bandang, Kembongan, South Peleng) sowie weiterer kleiner Inseln, z. B. bei Taliabu. Das gesamte Gebiet umfasst eine Fläche von nur 5500 km².
Da der Fisch in diesem Gebiet aber nur in geschützten, voneinander isolierten Buchten an der wettergeschützten Seite von 30 Inseln vorkommt, hat das tatsächliche Verbreitungsgebiet nur eine Fläche von 34 km².
Banggai-Kardinalbarsche leben in sehr flachem Wasser in Seegraswiesen, assoziiert mit dem Seegras Enhalus acoroides, in Mangroven, Lagunen und Korallenriffen. Selbst Bachmündungen mit Süßwasserzustrom und durch Abwässer verschmutzte Hafenbecken werden von ihnen bewohnt. Sie bevorzugen Tiefen von einem halben bis zu 4,5 Metern. Das Wasser in ihrem Lebensraum ist mit 28 °C bis 31 °C sehr warm.
Durch entkommene Exemplare aus Fischfangstationen sind neue Lebensräume besiedelt worden. So gibt es eine kleine Population im Hafen von Luwuk auf der östlichen Halbinsel von Sulawesi; eine weitere Population findet sich 400 km weiter nördlich in der Lembeh-Straße bei Sarena Island vor der Küste Nord-Sulawesis. Diese Population umfasste im September 2000 etwa 50 Fische, im Juni 2001 etwa 650 Tiere. Sie war bis 2010 so stark angewachsen, dass die zahlreichen Banggai-Kardinalbarsche fast alle Symbioseanemonen und Diademseeigel besiedelt und die ursprünglich dort lebenden Anemonenfische und Schnepfenmesserfische verdrängt haben.

Auf der Karte:
Verbreitungsgebiet von Pterapogon kauderni um die Banggai-Inseln
Lebensweise und Verhalten:
Banggai-Kardinalbarsche leben in der Natur in Gruppen von bis zu 500 Tieren zusammen, wobei die meisten Exemplare Jungtiere ab einem Alter von einem halben Jahr sind. Durchschnittlich sind die Gruppen mit etwas über 20 Individuen aber deutlich kleiner. Die großen Augen zeigen, dass sie dämmerungsaktiv sind. Sie sind Zooplanktonfresser, die hauptsächlich Ruderfußkrebse, kleine Zehnfußkrebse, Meerasseln sowie Eier und Larven von verschiedenen marinen Tieren aufschnappen. Ruderfußkrebse haben einen Anteil von 79 % in der aufgenommenen Nahrung.
Junge Banggai-Kardinalbarsche von einem bis 1,5 Zentimeter Länge halten sich in Gruppen von zwei bis zwölf Fischen zum Schutz zwischen den Stacheln von Diadem-Seeigeln (Diadema setosum) beziehungsweise den Tentakeln der Anemonen-Pilzkoralle (Heliofungia actiniformis) oder Symbioseanemonen der Gattung Stichodactyla oder von Blasenanemonen auf. Adulte Tiere verbergen sich auch in verzweigt wachsenden Steinkorallen, wie Acropora, Montipora digitata, Seriatopora hystrix oder Feuerkorallen (Millepora sp.). Bei Zählungen lebten 43,7 % der Tiere bei Steinkorallen, 31,9 % bei Seeigeln und 24,4 % bevorzugten den Schutz von Anemonen. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit verschiedenen anderen Kardinalbarschen, Riffbarschen, Seenadeln und den Anemonenfischen Amphiprion clarkii, Amphiprion perideraion und Amphiprion ocellaris.
Banggai-Kardinalbarsche werden in ihrem natürlichen Lebensraum unter anderem von Feuerfischen, dem Honigwaben-Zackenbarsch (Epinephelus merra), dem Braunkopf-Plattkopf (Cymbacephalus beauforti), dem Steinfisch Synanceia horrida, Muränen sowie der Seeschlange Laticauda colubrina gefressen.
Fortpflanzung:
Wie alle Kardinalbarsche sind die Kaudernis Maulbrüter. Die Balz wird vom Weibchen eingeleitet, indem es ständig unter dem Schwanz des Männchens hindurchschwimmt. Das kann in wenigen Stunden hunderte Male geschehen. Da die Männchen als der maulbrütende Elternteil mehr in den Nachwuchs investieren, müssen sie zum Laichen „überredet“ werden. Der eigentliche Laichakt dauert nur Sekunden. Nach der Eiübergabe findet noch eine lange Nachbalz statt, die meist 30 bis 40 Minuten dauert, aber auch fast eine Stunde dauern kann. Beide Partner umschwimmen sich und drehen sich zitternd umeinander. Eventuell findet erst dabei die Besamung der Eier statt.
Eine Brut besteht aus 5 bis 40 orangen Eiern mit einer Größe von 2,5 bis 3 Millimeter, die durch Filamente ihres Chorions zusammengehalten werden. Die Männchen, die die Eier etwa 19 Tage im Maul in einer Schleimhauttasche mit sich herumtragen, fressen währenddessen nichts. Die Jungfische haben keine Larvenphase, sondern schlüpfen und entwickeln sich weitere 6 Tage im Maul des Vaters ohne Metamorphose (dabei beträgt die Größe der Embryonen etwa 6 Millimeter, beim Verlassen des Maules erreichen sie eine Länge von 8 Millimeter). Das ist bei den Kardinalbarschen und auch fast allen anderen Korallenfischen einmalig. Nach dem Verlassen des Mauls 25 Tage nach der Eiaufnahme kümmern sich die Fische nicht mehr um den Nachwuchs, auch nicht bei Gefahr. Das Fehlen einer planktonischen Larvenphase, in denen die Larven von Strömungen verdriftet werden können, ist wohl der Grund für das begrenzte Verbreitungsgebiet der Fische. Nach vier Monaten erreichen die Jungfische meist eine Größe von 30 Millimeter und sind nach weiteren 5–7 Monaten geschlechtsreif.

Maulbrütendes Männchen

Jungfische von Pterapogon kauderni
Entdeckungsgeschichte:
Der Banggai-Kardinalbarsch wurde 1920 von dem schwedischen Völkerkundler Walter Alexander Kaudern (1881–1942) entdeckt. Er fing zwei Exemplare, die er an das Nationaal Natuurhistorisch Museum in Leiden schickte. Dort wurden sie 1933 durch Frederik Petrus Koumans beschrieben und nach ihrem Entdecker benannt. Danach wurde die Art wieder vergessen, bis sie einem tauchenden Tourismusunternehmer auffiel, der Fotos an den Ichthyologen Gerald R. Allen schickte. Dieser glaubte zunächst an eine unbekannte Art, bis er feststellte, dass sich der Holotypus des Kardinalbarsches in Leiden befand. In der Zeitschrift Tropical Fish Hobbyist stellte Allen 1996 die Art der interessierten Öffentlichkeit vor.
Aquarienhaltung:
Der Banggai-Kardinalbarsch wurde 1996 für die Meerwasseraquaristik in Deutschland entdeckt, als die Tiere auf der Messe Interzoo in Nürnberg ausgestellt wurden. Sofort setzte ein Run auf die Fische ein und schon bald erschienen die ersten Zuchtberichte. Das war umso sensationeller als die Zucht von Meerwasserfischen, zu dieser Zeit und teilweise noch heute, wegen ihrer winzigen Larvenstadien und der Schwierigkeit, ein geeignetes Aufzuchtfutter zu finden, bei fast allen anderen Arten extrem schwierig bis unmöglich war.
Im Aquarium verhält sich der Kauderni völlig anders als in der Natur. Meist gibt er sein Gruppenleben ab einer bestimmten Größe auf und von einer Anzahl gekaufter Fische bleibt in einem normal großen Aquarium nur ein Paar übrig. Die anderen werden bekämpft und im Laufe der Zeit getötet, oder sterben gestresst in irgendeinem Versteck. Nur in sehr großen Aquarien (ab 2000 bis 3000 l) ist die Haltung in großen Gruppen von über 20 Tieren möglich.
Als Aquarienbewohner sind Kaudernis eher langweilig, stehen meist ruhig in der Nähe einer Deckung im Wasser und werden nur aktiv, wenn es Futter gibt. Sie fressen meistens nur Lebend- und Frostfutter, kaum Trockenfutter. An allen Interaktionen, die für Korallenfische auch zwischen unterschiedlichen Arten typisch sind, beteiligen sie sich nicht und werden auch selber von artfremden Fischen weitgehend ignoriert.
Gefährdung:
Die Gesamtpopulation des Banggai-Kardinalbarschs wird auf 2,4 Millionen Exemplare geschätzt. Er ist inzwischen durch den Lebendfischfang für aquaristische Zwecke gefährdet. Erstmals wurden sie 2007 von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der „Roten Liste 2007“ erfasst. Man schätzt, dass jährlich 700.000 bis 900.000 Tiere in Indonesien gefangen und von Sulawesi und Bali zu Zierfischgroßhändlern in Europa, Nordamerika und Ostasien verschickt werden. Der Fang der Fische wird von nur etwa 60 bis 80 Personen als Nebenerwerb betrieben, die 3 US-Cent pro Fisch bekommen. Da die Tiere nur eine sehr geringe Reproduktionsrate haben und nur in einem sehr kleinen Gebiet vorkommen, kann sich die natürliche Population nicht erholen. Außerdem sind die Populationen voneinander isoliert, und ein einmal erloschenes Vorkommen kann nicht durch Zuwanderung neu besiedelt werden. Viele der Exportfische wurden wahrscheinlich mit Hilfe von Cyanid gefangen und starben während des Transports, bei verschiedenen Zwischenhändlern und auch kurz nach dem Kauf beim Aquarianer. Viele verantwortungsbewusste Fachhändler verkaufen den Banggai-Kardinalbarsch daher nur noch aus Nachzucht.

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Pterapogon kauderni (c) craigjhowe

Pterapogon kauderni (c) Dennis Rabeling



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Pterapogon kauderni (c) lcolmer
Pterapogon kauderni (c) lcolmer



Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson
Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson
Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson

Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson

Pterapogon kauderni (c) Pauline Walsh Jacobson

Pterapogon kauderni (c) Matthew Bokach



Pterapogon kauderni (c) Petr Knotek
Pterapogon kauderni (c) Tsu Soo Tan
Pterapogon kauderni (c) Ryan E. Gray

Pterapogon kauderni (c) Tsu Soo Tan

Pterapogon kauderni (c) Tsu Soo Tan

Pterapogon kauderni (c) Tsu Soo Tan



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Pterapogon kauderni (c) uwkwaj
Pterapogon kauderni (c) uwkwaj
Pyjama-Kardinalbarsch
Sphaeramia nematoptera
Der Pyjama-Kardinalbarsch ist ein kleiner, 8,5 Zentimeter lang werdender Meeresfisch, der im westlichen, tropischen Pazifik von Java bis zu den Ryukyu- und den Fidschiinseln, Tonga und dem Great Barrier Reef vorkommt. Er ist ein beliebter Zierfisch für das Meerwasseraquarium und auch schon nachgezüchtet worden.

Sphaeramia nematoptera (c) Blogie Robillo

Gruppe von Sphaeramia nematoptera (c) David R
Merkmale:
Der Pyjama-Kardinalbarsch ist hochrückig, die beiden Rückenflossen, die Bauchflossen und die Afterflossen sind lang ausgezogen. Zwischen erster Rückenflosse und den Bauchflossen erstreckt sich ein breites, dunkles Band, das den Körper in zwei Hälften teilt. Der Vorderkörper ist gelb, der Hinterkörper hellgrau mit regelmäßigen braunen Flecken. Die großen Augen sind rot. Das Maul ist groß und oberständig. Die zweite Rückenflosse, die Afterflosse und die Schwanzflosse sind transparent.
Lebensweise:
Der Pyjama-Kardinalbarsch lebt in Lagunen und geschützten Korallenriffen zwischen den Ästen von Steinkorallen (Porites nigrescens und P. cylindrica) in Tiefen von einem bis zwölf Metern. Er ist nachtaktiv und ernährt sich von Zooplankton, das bodennah gejagt wird. Wie alle Kardinalbarsche sind die Fische Maulbrüter. Im Aquarium wurde alle 13 bis 18 Tage gelaicht. Ein ausgezähltes Gelege umfasste 320 Eier. Das Männchen nimmt das Gelege ins Maul und frisst bis zum Schlupf der Larven nach 8 bis 9 Tagen nichts. Die geschlüpften Larven haben eine Länge von 2 mm und sind extrem schlank. Mit einer Länge von einem Zentimeter sind die Jungfische durchgefärbt.
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Sphaeramia nematoptera (c) Erik Schlogl
Sphaeramia nematoptera (c) Xavier Rufray
Sphaeramia nematoptera (c) Mark Rosenstein

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Sphaeramia nematoptera (c) Jean-Paul Cassez
Sphaeramia nematoptera (c) Blogie Robillo
Sphaeramia nematoptera (c) sea-kangaroo

Sphaeramia nematoptera
(c) Wayne and Pam Osborn

Sphaeramia nematoptera (c) terence zahner

Sphaeramia nematoptera
(c) Pauline Walsh Jacobson



