Nordsee-Aquaristik
Die Nordsee-Aquaristik ist ein Teilgebiet der Meerwasser-Aquaristik.
In Privathand werden Nordsee-Lebewesen nur von wenigen Spezialisten gepflegt.
Die Nordsee-Aquaristik ist noch weniger weit verbreitet, als die Mittelmeer-Aquaristik, was unter anderem auch mit den benötigten, niedrigeren Haltungstemperaturen zusammenhängt, welche den Einsatz von Kühltechnik in den meisten Fällen voraussetzt.
In manchen öffentlichen Aquarien und Zoos gibt es schöne Nordsee-Aquarien.

Dickhörnige Seerosen (Urticina felina) und Seenelken (Metridium senile)
Unterwasseraufnahme vom St. Lawrence Estuary (Quebec, Kanada).
Diese Arten sind weit verbreitet im nördlichen Atlantik und kommen auch in der Nordsee vor.

Knurrhahn in einem großen Nordsee-Schaubecken

Alcyonium digitatum, eine Weichkorallenart, die in der Nordsee und im Nord-Atlantik vorkommt.
Das Nordsee-Aquarium
In einem Nordseeaquarium werden Fische wie z.B. der Gestreifte Knurrhahn (Trigloporus lastoviza), Grundeln, wie die Schwarzmund-Grundel (Neogobius melanostomus), Groppen (Cottidae) wie der Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius) oder Wirbellose aus der Nordsee gehalten. Da diese Wasserbewohner nicht oder nur selten im Handel erhältlich sind, müssen sie vom Aquarianer selber gefangen oder von Fischern bezogen werden.
Die Temperatur im Nordseeaquarium muss zwischen 10 °C im Winter und nicht mehr als 20 °C im Sommer betragen.
Diese Temperaturen lassen sich in der Regel nur durch ein Kühlaggregat verwirklichen. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Nordseetieren, gerade im Bereich der Wirbellosen, welche auch bei Zimmertemperatur gehalten werden können, wie beispielsweise Felsengarnelen. Kenntnisse aus der tropischen Meerwasseraquaristik können bei Nordsee-Aquarien nur teilweise angewendet werden. In technischer Hinsicht gibt es viele Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel die Beleuchtung, Kenntnisse bezüglich der Wasserbewegung, Salze, Spurenelemente, Wasseraufbereitung, Kühlgeräte usw.

Rotalge der Gattung Rhodophyllis in unserem Nordsee-Aquarium.
Die Nordsee
Die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Sie ist ein Schelfmeer und liegt im nordwestlichen Europa. Bis auf die Meerengen beim Ärmelkanal und beim Skagerrak ist sie auf drei Seiten von Land begrenzt und öffnet sich trichterförmig zum nordöstlichen Atlantik. In einem 150-Kilometer-Bereich an der Küste leben rund 80 Millionen Menschen.


Boje am Strand von St. Peter Ording bei Ebbe
Die Nordsee selbst ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Zugang Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten. Die südliche Nordsee ist zusammen mit dem angrenzenden Ärmelkanal die am dichtesten befahrene Schifffahrtsregion der Welt. Unter dem Meeresboden befinden sich größere Erdöl- und Erdgasreserven, die seit den 1970er Jahren gefördert werden. Kommerzielle Fischerei hat den Fischbestand des Meeres in den letzten Jahrzehnten vermindert.

Sandgrundel
Pomatoschistus minutus
Die Sandgrundel ist ein Meeresfisch, der an den Küsten des nordöstlichen Atlantiks von Portugal über die Atlantikküsten Europas, den Britischen Inseln bis zur Nord- und Ostsee und weiter bis Nordskandinavien vorkommt; eine Unterart (P. m. elongatus) lebt zudem im nördlichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer.


Sandgrundeln werden maximal 11 Zentimeter lang und haben einen langgestreckten und keulenförmigen Körper mit abgerundetem Kopf. Der Maulspalt ist auffällig schräg nach oben gerichtet. Sie sind von sandbrauner Farbe mit unregelmäßig verteilten hellen Flecken als Zeichnung. Am Hinterrand der ersten Rückenflosse befindet sich ein dunkler Fleck, der weiß gesäumt ist.
Lebensweise und Fortpflanzung:
Sandgrundeln leben küstennah von der Wasseroberfläche bis in einer Tiefe von 20 Metern, manchmal auch noch tiefer. Sie bevorzugen Sand- und Schlickstrände. Normalerweise leben sie im Meerwasser, Jungtiere gehen jedoch auch ins Brackwasser von Fluss-Oberläufen. Sie ernähren sich vor allem von bodenlebenden Krebstieren, Würmern, Mückenlarven und anderen Wirbellosen.
Sandgrundeln laichen im Sommer vom März bis September. Die Männchen bilden zur Paarungs- und Eiablagezeit Reviere und graben Höhlungen unter leere Muschelschalen beispielsweise von Cyprina oder Ostrea, in die die Weibchen die Eier ablegen. Dabei legen die Rogner bis zu 3.000 birnenförmige, 0,9 bis 1,4 Millimeter große Eier in mehreren Etappen ab. Die Gelege werden bis zum Schlupf der Jungfische nach 1 bis 3 Wochen von den Männchen bewacht.
Die beim Schlupf etwa 3 Millimeter langen Larven leben zunächst pelagisch im Freiwasser. Die Jungfische gehen bei einer Größe von 18 mm zum Bodenleben über. Nach etwa einem Jahr werden sie geschlechtsreif, die Lebensdauer beträgt etwa 2 Jahre.
Aquarienhaltung:
Für die Haltung im Nordsee-Aquarium sind Sandgrundeln hervorragend geeignet. Sie werden nicht allzu groß und fressen verschiedenste Futtersorten. Die Haltungstemperatur sollte, je nach Jahreszeit zwischen 10 und 22 °C liegen. Becken ab 200 Litern Inhalt sind für die Haltung von Pomatoschistus minutus geeignet.



Scholle
Pleuronectes platessa
Die Scholle oder der Goldbutt gehört zur Ordnung der Plattfische (Pleuronectiformes) sowie zur Familie der Schollen und ist ein häufig gehandelter Speisefisch.


Bei der Scholle wandern die Augen während der Metamorphose auf die rechte Körperseite, damit gehört sie nicht zur Familie der etwas kleineren Butte, welche linksäugig sind. Die Augenseite ist grau-braun gefärbt und mit charakteristischen kreisförmigen rötlichen bis gelblichen Punkten gesprenkelt (namensgebend für die Bezeichnung Goldbutt). Die unten liegende Blindseite ist weißlich. Die Scholle ist in der Lage, ihre oben liegende pigmentierte Körperseite zur Tarnung farblich an den Untergrund anzupassen, weshalb die Sprenkelung nicht immer sichtbar ist. Bei Gefahr gräbt sie sich durch Schlagen der Flossensäume aus Rücken- und Afterflosse oberflächlich in den Sand ein. Die beiden Enden des Flossensaumes sind nicht mit der Schwanzflosse verwachsen.
Ausgewachsene Schollen erreichen eine Körperlänge von 20 bis 40, selten bis 70 Zentimetern. Sie werden bis zu 45 Jahre alt und wiegen dann bis zu sieben Kilogramm.#
Ernährung:
Die Scholle ernährt sich – zumeist nachts auf Nahrungssuche gehend – von Borstenwürmern, Kleinkrebsen, dünnschaligen Muscheln, Schnecken und Wattwürmern. Sie unternimmt ausgedehnte Wanderungen.
Vermehrung:
Schollen laichen in den Wintermonaten, in unseren Breiten bei etwa 6 Grad Celsius und einem Mindestsalzgehalt von 10 bis 12 Gramm Salz pro Liter, etwa in der südwestlichen Nordsee. Sie geben zwischen 50.000 und 500.000 Eier mit 1,6 bis 2,1 Millimeter Durchmesser ab, die frei im Wasser schweben. Aus ihnen schlüpfen nach 10 bis 20 Tagen sechs Millimeter lange Larven. Diese haben zunächst eine bilateral-symmetrische Gestalt und ernähren sich schwimmend von Plankton. Erst nach ein bis zwei Monaten verwandeln sie sich zum asymmetrischen Bodenfisch; das linke Auge wandert dabei zur rechten Körperseite hinüber.
Männliche Schollen werden nach drei bis vier Jahren bei einer Länge von 18 bis 26 Zentimetern geschlechtsreif, weibliche hingegen erst nach sechs bis neun Jahren bei einer Länge von 30 bis 40 Zentimetern.
Verbreitung:
Ihr Vorkommen erstreckt sich über fast alle europäischen Küsten: vom Weißen Meer bis zur portugiesischen Atlantikküste, aber auch in Nord- und westlicher Ostsee, sowie im westlichen Mittelmeer. Die Scholle lebt schwarmbildend über Sand- und Schlickgrund in Tiefen von 100 bis 200 Metern, im Mittelmeer auch bis zu 400 Metern Tiefe.
Nutzung:
Die Scholle ist einer der wirtschaftlich wichtigsten Speisefische. Es werden weltweit 100.000 bis 120.000 Tonnen pro Jahr hauptsächlich mit dem Schleppnetz gefangen. Die späte Geschlechtsreife der Fische führt unter der Bedingung der starken Befischung zu ständig abnehmendem Bestand. Früher wurden gelegentlich bis zu 50 Jahre alte Schollen von knapp einem Meter Länge und einem Gewicht von 7 Kilogramm gefangen; heute liegen die durchschnittlichen Fanggrößen hingegen bei 25 bis 40 Zentimetern. Damit werden große Teile der Schollenpopulationen bereits vor der Geschlechtsreife gefangen. Dies führt vielerorts zu einer Überfischung der Bestände. Laut Bundesforschungsanstalt für Fischerei gab es Ende 2006 in den europäischen Seegebieten „noch mindestens 250.000 Tonnen Schollen“.
Die im Frühjahr gefangene Scholle wird im Handel als Maischolle bezeichnet.
Aquarien-Haltung:
Für die Haltung von Schollen und anderen Plattfischen werden geräumige Becken mit viel freier Sandfläche benötigt. Es sollte abwechslungsreich gefüttert werden. Die Nahrung von Schollen besteht aus Garnelen, Flohkrebsen (Amphipoden, Gammarus), Kleinen Fischen, Krustentieren, Meerasseln (Isopoden), Muscheln (Mollusken), Mysis (Schwebegarnelen), Schnecken (Gastropoden, Mollusken), Seesternen, Würmern (Polychaeten, Annelida, Nematoden), Zoobenthos (in der Bodenzone lebende Tiere) und Zooplankton (Tierisches Plankton). Im Winter darf die Wassertemperatur bis auf 6 °C sinken, was aber im Aquarium schwer umzusetzen sein dürfte. Die Beckentemperatur sollte 18 °C jedoch nicht längerfistig übersteigen.





Große Schlangennadel
Entelurus aequoreus
Die Große Schlangennadel ist die einzige bekannte Art der Gattung Entelurus innerhalb der Familie der Seenadeln (Syngnathidae).

Entelurus aequoreus (c) javi-calvo
%20Susanne%20Spindler_edited.jpg)
Entelurus aequoreus (c) Susanne Spindler
Merkmale:
Die Große Schlangennadel hat einen sehr langgezogenen, dünnen Körper und wird bis zu 60 Zentimeter lang. Die Schnauze mit dem oberständigen Maul ist röhrenförmig ausgezogen. Der Schwanz ist zu einem Wickelschwanz ausgebildet, der es dem Fisch ermöglicht, sich an Seegras festzuhalten. Der Rücken und die Flanken sind olivgrün bis grau gefärbt. Die weit hinten am Körper ansetzende Rückenflosse besitzt 37 bis 47 Flossenstrahlen, die nur sehr kurze Afterflosse und die paarigen Flossen sind vollständig reduziert. Die Schwanzflosse ist sehr klein ausgebildet und besitzt nur 4 bis 9 Flossenstrahlen.
Verbreitung:
Die Große Schlangennadel lebt an den Küsten des östlichen Atlantischen Ozeans von Nordskandinavien und Island bis Portugal sowie der Nord- und der westlichen Ostsee. Auch von der Küste der Azoren ist die Art bekannt.
Lebensweise:
Die Fische leben vor allem an seichten Küsten in Seegras- und Tangwiesen in Tiefen von 5 bis 100 Metern, wobei sie sich im Regelfall am Boden zwischen dem Tang aufhalten und durch ihre Form gut getarnt sind. Sie ernähren sich vor allem von Kleinkrebsen und Fischlaich, die sie mit dem röhrenartigen Maul aufsaugen.
Von Juni bis Juli laichen die Rogner, wobei sie etwa 400 bis 1000 Eier mit Hilfe ihrer verlängerten Genitalpapille an die Bauchseite des Männchens anheften. Die Männchen befruchten die Eier und tragen sie, bis die Jungfische schlüpfen. Die Jungfische besitzen im Gegensatz zu den ausgewachsenen Fischen Brustflossen, die in der Entwicklung rückgebildet werden. Sie leben pelagisch und jagen Kleinkrebse im Zooplankton.



Bilder oben: Entelurus aequoreus (c) Chris Isaacs
Wirbellose im Portrait
Im folgenden Teil stellen wir einige Wirbellose, die sich für die Haltung im Nordseebecken eignen genauer vor.
Kleine gewöhnliche Felsengarnele
Palaemon elegans
Die Kleine Felsengarnele ist eine Garnelenart aus der Gattung der Felsengarnelen (Palaemon) innerhalb der Familie der Felsen- und Partnergarnelen (Palaemonidae).

Palaemon elegans kommt von der Ostsee und Südwest-Norwegen bis zu den Azoren, dem Mittelmeerraum und dem Schwarzen Meer vor. Sie besiedelt die Gezeitenküste entlang von Felsküsten, ist manchmal aber auch im Sublitoral anzutreffen. Felsengarnelen lassen sich im Vergleich zu anderen marinen Garnelenarten relativ einfach nachziehen. Die frisch geschlüpften Larven können mit feinstem Staubfutter ernährt werden und fressen ab dem dritten Tag bereits frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien.
Wir halten sowohl Felsengarnelen, die aus der Adria stammen, als auch Exemplare, die aus der Nordsee stammen. Das riesige Verbreitungsgebiet, von Skandinavien bis ins Rote Meer zeigt die hohe Anpassungsfähigkeit der Palaemon elegans. So können selbst Felsengarnelen aus der Nordsee bei Wassertemperaturen bis 25 °C gehalten werden und so in den verschiedensten Becken ihre wertvolle Arbeit als Restevertilger verrichten. In Nordsee- und Mittelmeerbecken gehört eine große Gruppe Felsengarnelen zum Standartbesatz, aber auch im tropischen Aquarium sind sie gut haltbar und eine Bereicherung.
Weitere Informationen und Bilder zu Palaemon elegans gibt es auf der Seite: Wirbellose im Mittelmeer-Becken!
Nordseegarnele
Crangon crangon
Die Nordseegarnele, auch Sand- oder Strandgarnele, Granat, Porre, Knat, Graue Krabbe, in der Mehrzahl Porren oder Nordseekrabben, in der Küchensprache generisch Krabben genannt, ist eine kleine Art aus der Gattung Crangon innerhalb der Familie der Crangonidae. Aufgrund ihrer langgestreckten Gestalt, ihrer filigranen Beine, kleinen Scheren und langen Antennen wird sie zu den Garnelen gerechnet.



Nordseegarnelen können ausgewachsen eine Länge von bis zu 9,5 Zentimetern erreichen, männliche Tiere bleiben kleiner. Sie haben lange Antennen, und wie bei den meisten Zehnfußkrebsen ist das erste Gliedmaßenpaar scherenähnlich ausgebildet. Die Schere besteht aus einem kleinen Endglied, das taschenmesser-artig gegen ein massiges Grundglied angeklappt wird, eine sog. Subchela.
Verbreitung und Lebensweise:
Das Verbreitungsgebiet der Nordseegarnele erstreckt sich vom Weißen Meer bis zur Atlantikküste Marokkos. Sie ist die am weitesten verbreitete Garnelenart der sandigen und schlickigen Küsten des Ostatlantiks und die einzige marine Garnele mit fischereiwirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland.
Weitere kleine Vorkommen finden sich in Ostsee, Mittelmeer und Schwarzem Meer.
Die größeren Tiere halten sich bevorzugt im tieferen Wasser auf. Der Nachwuchs der Nordseegarnele nutzt das Wattenmeer nur in der warmen Jahreszeit, um sich vor Räubern zu schützen. Im Sommer ziehen manchmal neben jungen auch größere Garnelen weit ins Brackwasser der Flussmündungen. Mit der Flut kommen sie auf das Watt, mit der Ebbe sammeln sie sich in Prielen. Bei Frostwetter verlassen sie das dann stark auskühlende Flachwasser.
Nordseegarnelen vergraben sich meist flach im Sand, um Schutz vor Vögeln, Fischen und jungen Robben zu suchen. Pigmentzellen ermöglichen es der Garnele, ihren Krebspanzer farblich an den Wattboden anzupassen. Nordseegarnelen werden erst mit eintretender Dunkelheit zum Fressen aktiv, sie sind Lauerjäger, die Beute nicht aktiv jagen. In der Ernährung sind sie Opportunisten, die Beute je nach Häufigkeit auswählen und dabei auch kleine Artgenossen nicht verschmähen. Wichtigste Beutetiere sind bodenlebende Kleinkrebse (Flohkrebse, Mysiden, Ruderfußkrebse), Würmer (Vielborster), aber auch Jungfische. Verbreitet ist Fressen an den aus dem Sand vorgestreckten Siphonen von eingegrabenen Muscheln. Durch ihre Häufigkeit sind sie in ihrem Lebensraum ökologische Schlüsselarten mit hoher Auswirkung auf ihre Beutetiere.
Aquarien-Haltung:
Die Haltungaltung gestaltet sich recht einfach. Nur zu hohe Temperaturen (über 18 °C) werden von den Garnelen nicht vertragen. Für ein Nordsee-Wirbellosenaquarium oder auch zur Vergesellschaftung mit kleinen Sandgrundeln sind die "Krabben" gut geeignet. Für größere Fische sind sie ein hochwertiges Nahrungsmittel.




Gemeine Miesmuschel
Mytilus edulis
Die Gemeine Miesmuschel, auch Pfahlmuschel genannt, ist eine Muschelart aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae). Durch ihre Ernährungsweise als Filtrierer, leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Wasserqualität der von ihr besiedelten Gewässer. In aquatischen Ökosystemen bieten Muschelbänke einen Lebensraum für zahlreiche weitere Arten, einschließlich Fische, Krebstiere und Würmer.

Die Gemeine Miesmuschel wird bis zu 10 Jahre alt und bildet Muschelbänke mit bis zu 2.000 Tieren pro Quadratmeter.Ihr Name ist vom mittelhochdeutschen Wort "mies" bzw. vom plattdeutschen Wort "mois" abgeleitet, was Moos bedeutet und sich auf die braunen, moosartigen Byssusfäden (auch „Muschelseide“ genannt), bezieht, mit der die Muschel sich festhält.
Vorkommen und Lebensraum:
Die Gemeine Miesmuschel war ursprünglich wohl auf die Küstengewässer des östlichen Nordatlantiks von etwa der Aquitaine bis Nordnorwegen, das Weiße Meer und Spitzbergen beschränkt. Im westlichen Nordatlantik kommt sie von Washington D.C. bis etwa Maine vor. Ab Nova Scotia nordwärts wird sie durch die Pazifische Miesmuschel ersetzt. In Südgrönland und Island wurde dagegen die Gemeine Miesmuschel nachgewiesen. Sie kommt heute durch Verschleppung und gezielte Ansiedlung in Aquakulturen auch im Nordpazifik vor.
Typische Lebensräume befinden sich von der Hochwasserlinie abwärts vor Felsküsten bis in die Nähe von Flussmündungen, wobei die Muscheln oft gemeinsam mit Seepocken dichte Bänke bilden.
Auch in der Ostsee sind Miesmuscheln anzutreffen, erreichen dort aufgrund des geringeren Salzgehaltes jedoch nur eine Größe von bis zu fünf Zentimetern, während ihre Verwandten in der Nordsee bis zu doppelt so groß werden können und stabilere Schalen ausbilden. Ihr bevorzugter Lebensraum befindet sich im Gezeitenbereich und flachen Wasser, bis zu einer Wassertiefe von etwa 20 Metern, wo sie sich mit ihren Byssusfäden an feste Untergründe heftet. Die Fäden produziert die Muschel mit einer am Fuß befindlichen Drüse. Durch die Anheftung schützt das sich das Schalenweichtier gegen Verdriftung und ist in der Lage, sich aus dem Schlamm herausziehen, der sich durch ihre eigene Filtertätigkeit in ihrer direkten Umgebung ansammelt. Die Muschel kann ihre Anheftung selbst lösen und sich, mithilfe des Fußes, ein Stück bewegen, um sich an anderer Stelle wieder anzuheften. Sie braucht im Sommer Wassertemperaturen von mindestens 4 °C.
Ernährung und Aquarienhaltung:
Als Filtrierer saugen Miesmuscheln das Meerwasser an und filtern dann bis zu 80 Prozent der im Wasser enthaltenen Partikel bis zu einer Größe von zwei Mikrometern daraus. In ihren Kiemen halten die Muscheln Plankton, Bakterien und organisches Material mit Hilfe einer Schleimschicht zurück und befördern diese mit Wimpernbewegungen zu ihrer Mundöffnung. Je nach Größe reinigen ausgewachsene Muscheln ein bis zwei Liter Wasser pro Stunde, während jeder Quadratmeter einer Miesmuschelbank stündlich bis zu 140 Liter Wasser filtern kann.
Die Ernährung stellt auch das größte Problem bei der Haltung im Aquarium dar. Bei reichlicher Fütterung mit Staubfutter und feinem Plankton können Miesmuscheln eine gewisse Zeit überleben. Auch hin und wieder den Bodengrund aufzuwühlen kommt den Filtrieren sehr entgegen.
Portugiesische Auster
Pazifische Felsenauster
Magallana gigas
Die Pazifische Felsenauster ist die kommerziell wichtigste Austernart mit einem Weltmarktanteil von über 90 %. Sie heißt auf Französisch Huître creuse (du Pacifique) und auf Englisch Pacific (cupped) oyster.



Die Austernart stammt ursprünglich aus den Küstengewässern des westlichen Pazifiks von Sachalin im Norden bis nach Kyushu (Japan) im Süden, an der Festlandsküste bis Südchina. Sie wurde aber mittlerweile über große Teile der Welt als Zuchtauster verbreitet. Von den Austernkulturen in Europa hat sie sich weiter verbreitet. 1964 wurde die Art in der Oosterschelde (Niederlande) ausgesetzt, von wo sie sich anschließend nach Nordwesten ausbreitete und etwa 1980 das Wattenmeer bei Texel erreichte. Im Bereich der deutschen Nordseeküste wurde sie erstmals 1986 in der Nähe der ersten deutschen Austernfarm westlich von Norddeich entdeckt. Bis 2002 gab es nur wenige Pazifische Austern im Niedersächsischen Wattenmeer. Inzwischen wird befürchtet, dass das Neozoon aufgrund des Fehlens von Fressfeinden und durch mildere Winter die Miesmuscheln als vorherrschende Muscheln verdrängen könnte. Auch im Mittelmeer wurde sie angesiedelt. Auch dort hat sie sich von den Austernfarmen weiter ausgebreitet. Die Pazifische Auster ersetzt in der Nordsee aber nicht die bis 1930 durch Überfischung ausgerottete Europäische Auster (Ostrea edulis), da diese Art Austernbänke ausschließlich im flachen Sublitoral bildet.
Die Pazifische Auster lebt in Küstengewässern. Sie bevorzugt felsigen Untergrund, akzeptiert aber auch schlammigen oder sandigen Boden mit Schalenbruchstücken oder lebenden und toten Muscheln, auf denen sich die Larven festsetzen können. Gewöhnlich sind sie an Hartgründen mit der linken Klappe anzementiert. Sie erreicht Größen von 15 cm - 45 cm und gedeiht bei Temperaturen von 15 °C - 30°C.
Als Filtrierer ernähren sich Austern hauptsächlich von Plankton, also pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen.
Diese Austernart ist ausgesprochen robust und krankheitsresistent, und wächst sehr schnell. Sie ist essbar, kann auf Grund der hohen Temperaturtoleranz auch gut im Aquarium gehalten werden. Hier sorgt sie für klares Wasser, da sie als Filtrierer Schwebstoffe aus dem Wasser holt. Eine zusätzliche Fütterung mit Staubfutter und Plankton ist dennoch nötig. Die Austern können mit der Pipette gefüttert werden. Bei zu raschen Bewegungen schließen sie sich, also behutsam vorgehen!
Die Pazifische Auster wird in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten selten gefischt, sondern ganz überwiegend in Aquakultur gezüchtet. Weltgrößter Produzent ist China mit 3,7 Mio. Tonnen pro Jahr, das
sind 83,3 % der Weltproduktion. Mit deutlichem Abstand folgen Japan und Nordkorea (jeweils 5,9 %), sowie Frankreich (2,6 %).
Ernährung und Aquarienhaltung:
Die Ernährung stellt das größte Problem bei der Haltung im Aquarium dar. Bei reichlicher Fütterung mit Staubfutter und feinem Plankton können Austern mehrere Jahre im Aquarium überleben. Hin und wieder den Bodengrund aufzuwühlen kommt den Filtrieren sehr entgegen, sie filtern die Schwebstoffe aus dem Wasser bis dieses wieder klar ist.
Seescheiden
Ascidiae
Seescheiden (Ascidiae oder Ascidiacea) sind sessile Manteltiere, die weltweit die Meere vom Schelf bis zur Tiefsee besiedeln. Mit rund 3000 Spezies sind sie die artenreichste Gruppe der Manteltiere. Aufgrund ihrer Fähigkeit, einen Mantel zu bilden, und da sie als innere Mikrofiltrierer die Produktivität des freien Wasserkörpers ausschöpfen können, sind die Seescheiden eine der erfolgreichsten Tiergruppen. Seescheiden, wie die Schlauchseescheide gelten als die engsten lebenden wirbellosen Verwandten von Wirbeltieren. Ihre kaulquappenartigen Larven weisen bei einigen Organen und Geweben erhebliche Ähnlichkeiten mit den Entsprechungen bei sich entwickelnden Wirbeltieren auf.

Seescheide im Haus der Natur (Salzburg)
Stumpen-Seescheide
Ascidia mentula
Die Stumpen-Seescheide kommt im Mittelmeer und im Ost-Atlantik, vor den Britischen Inseln und Frankreich, sowie in der Nord- und Ostsee bei Norwegen und Schweden vor. Sie besiedelt verschiedenste Bereiche von der Gezeitenzone bis in 200 Meter Tiefe und erreicht Größen von 10 bis 18 cm. Als Filtrierer ernährt sich die Ascidia mentula von planktonischen Mikroorganismen.



Die Stumpen-Seescheide wächst, meist einzeln lebend, auf und unter Steinen oder an Felswänden.
Aquarienhaltung:
Wir pflegen Ascidia mentula in größerer Stückzahl in unseren Mittelmeer- und Nordsee-Aquarien. Sie scheinen sehr ausdauernd und gut haltbar zu sein. Wahrscheinlich kommt ihnen eine regelmäßige Planktonfütterung sehr zugute.
Eine dieser Seescheiden lebt sogar in einem unserer tropischen Becken, da sie als blinder Passagier an einem eingebrachten Stein saß. Die tropischen Temperaturen scheinen der Ascidia mentula nichts auszumachen. Unsere Seescheiden stammen aber auch aus maximal 5 Meter Wassertiefe und sind somit auch wärmere Temperaturen gewöhnt, als Tiere aus tieferen Wasserzonen. Generell sollte die Haltungstemperatur am besten, je nach Jahreszeit zwischen 10 und 20 °C liegen.
Ostasiatische Seescheide
Falten-Ascidie
Styela clava
Styela clava stammt ursprünglich aus Japan und Korea und wurde nach dem Koreakrieg von heimkehrenden Kriegsschiffen in den Ärmelkanal eingeschleppt, später auch an die deutsche Nordseeküste. Styela clava kommt als Aufwuchsart häufig und zahlreich in geschützten Docks im warmen Wasser vor. Die Seescheide lebt in der unteren Gezeitenzone bis in Tiefen von 25 Metern. Styela clava ist extrem anpassungsfähig und gedeiht bei Temperaturen von -2 bis +27 °C.

Das Vorkommen der Falten-Askidie erstreckt sich heute über Alaska (West-Atlantik), den Nord- und Ost-Atlantik, z.B. bei den Britischen Inseln, die Europäischen Gewässer (Mittelmeer, Nordsee), Japan, Kanada, Korea, Neuseeland und den Nord-Pazifik.
Als Filtrierer ernährt sich die Ostasiatische Seescheide von Plankton, also pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen.
Blumentiere im Portrait
Im folgenden Teil stellen wir einige Korallen und Seeanemonen, die sich für die Haltung im Nordseebecken eignen genauer vor.

Auszug aus: Glaucus, or, The wonders of the shore (Tafel 6) von Charles Kingsley (1859).
Actiniaria
Seeanemonen (Actiniaria), auch Seerosen, Seenelken oder Aktinien genannt, sind eine arten- und gattungsreiche Ordnung der Sechstrahligen Blumentiere (Hexacorallia). Es handelt sich ausschließlich um im Meer vorkommende, stets solitär lebende, meist relativ große Tiere, die vom Flachwasser bis in abyssale Tiefen vorkommen. Derzeit sind etwa 1200 Arten bekannt.
Pferdeaktinie, Purpurrose
Actinia equina
Pferdeaktinien sind von meist von roter Farbe, sie erreichen eine Höhe von 5 cm, die 192 spitzen Tentakel werden bis zu 2 cm lang. Die Tentakeln sind in 6 Kreisen am Rand der Mundscheibe angeordnet. Zwischen dem äußeren Tentakelkranz und der Rumpfwand befinden sich "Randsäckchen", die mit Nesselkapseln beladen sind.
Pferdeaktinien ernähren sich als Wegelagerer von kleinen Fischen, Krebsen und Weichtieren. Bei unzureichender Versorgung mit Carotinoiden können sie ausbleichen.

Actinia equina am Naturstandort (Gezeitenzone)

Actinia equina kommt auch in anderen Farben vor. So gibt es in der Nordsee und im Atlantik auch grüne Individuen.

Verschiedenfarbige Pferdeaktinien in unserer Aquarienanlage
Pferdeaktinien sind im nordöstlichen Atlantik und im Mittelmeer an steinigen Küsten in der Gezeitenzone verbreitet. A. equina ist eine der häufigsten Seeanemonen im Gezeitenbereich der Mittelmeer-, Atlantik- und Nordseeküste.
Die Aktinien kommen sehr gut mit Temperaturen von 18 bis 27 °C zurecht. Die Pflegeansprüche der grünen, braunen und gelben Variante sind dieselben, wie bei der Roten. Am liebsten haben sie einen Platz im obersten Beckenbereich. Gefüttert werden sie zwei mal pro Woche. Sie nehmen dabei jegliches Frost- und auch Flocken- und Granulatfutter bei der normalen Fütterung auf. In geschlossenem Zustand gleichen die Aktinien in der Form Tomaten. Sie gibt dem Aquarium einen schönen Kontrast, da sie durch ihre Farbe auffällt. Die Actinia equina bevorzugt einen Standort mit mittlerer Strömung. Wenn ihr der ausgewählte Platz nicht gefällt, wandert sie an einen anderen, wie andere Anemonen. Obwohl die Pferdeaktinie Zooxanthellen besitzt muss sie zugefüttert werden, um zu wachsen, da die durch Fotosynthese gewonnene Energie nicht vollständig zum Überleben ausreicht. Je tiefer, bzw. dunkler die Aktinien im Becken stehen, umso mehr Futter brauchen sie und umgekehrt.
Ausführlichere Informationen und Bilder zu Actinia equina gibt es auf der Seite: Blumentiere des Mittelmeeres!
Erdbeerrose
Actinia fragacea
Erdbeerrosen weißen eine rote Grundfärbung mit vielen kleinen, grünen Punkten und Sprenkeln auf, daher auch der Name, da sie an Erdbeeren erinnern.

Actinia fragacea in geöffnetem Zustand.

Actinia fragacea in geschlossenem Zustand.
Erdbeerrosen erreichen eine Größe von bis zu 10 cm. Zwischen dem äußeren Tentakelkranz und der Rumpfwand befinden sich "Randsäckchen", die mit Nesselkapseln beladen sind. Sie ernähren sich von kleinen Fischen, Krebsen und Weichtieren.
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Azoren, die Britischen-, Kanarischen- und Kapverdischen Inseln, das Mittelmeer, die Nordsee und den Atlantik von Portugal bis Skandinavien und nach Süden von Spanien bis West-Afrika. Sie kommen von der Gezeitenzone bis etwa 10 Meter Wassertiefe vor und bevorzugen Wassertemperaturen von 10 °C - 22 °C.

Erdbeerrose in der Gezeitenzone.



Bei Ebbe zieht sie ihre Tentakeln zurück und bildet eine Schleimschicht, die sie vor Austrocknung schützt.
Geschlossene Actinia fragacea
Seenelke
Metridium senile
Die Seenelke ist eine Art aus der Ordnung der Seeanemonen (Actiniaria). Seenelken können bis zu 30 cm groß werden. Hunderte bis tausende von schlanken Tentakeln verleihen ihr ein federartiges Aussehen. Die Farbe variiert von weiß bis bräunlich-orange.

Metridium senile ist zirkumpolar in Nordsee, Ostsee, Nord-Atlantik und Nordost-Pazifik verbreitet. Im westlichen Atlantik südlich bis New Jersey; im östlichen Atlantik bis zur Bucht von Biscaya; im östlichen Pazifik bis Süd-Kalifornien und im westlichen Pazifik bis Südkorea. Eingeführte Populationen sind in Südafrika und dem Adriatischen Meer gefunden worden.
Wächst auf Felsen, Holz und anderen harten Substraten, von der Zwischengezeitenzone bis in eine Tiefe von 166 m und duldet Temperaturen zwischen 0 und 27 °C.Seenelken regulieren die Länge der Körpersäule, um sich der aktuellen Strömung anzupassen. Es verwendet spezielle mit Nematocyten ausgestattete Fangtentakel, um andere Arten im Kampf um Lebensraum anzugreifen.
Die Spitzen der Fang-Tentakel bleiben am Opfer hängen. Die Art ernährt sich passiv von herumschwebenden Partikeln, die an den schleimigen Tentakeln hängen bleiben und durch die Wimperbewegung zum Mund geführt werden.
Seenelken (Metridium senile) in unserer Aquarienanlage:




Dickhörnige Seerose, See-Dahlie
Urticina felina
Die Dickhörnige Seerose ist eine Seeanemone (Actiniaria), die im nördlichen Atlantik, im Nördlichen Eismeer, im Ärmelkanal, in der Nordsee und der westlichen Ostsee vorkommt. Dort lebt sie auf felsigen Untergründen, an Molen und Brückenpfeilern von der Gezeitenzone bis in 600 m Tiefe.


Diese Seerose erkennt man leicht an ihrem gedrungenen, zylindrischen und sehr kräftigen Rumpf, der mit einer starken, jedoch nicht überstehenden Fußscheibe am Untergrund befestigt ist. Um das große Mundfeld stehen 80 bis 160 kräftige Fangarme, die nicht wie bei der Pferdeaktinie spitz auslaufen, sondern stumpf enden. Zahlreiche Saugwarzen an der Rumpfaußenseite halten viele Algen, Sand- und Schillpartikel fest und verdecken so die eigentliche Körperwand. Die Färbung der Tiere ist sehr variabel. Neben einfarbigen Exemplaren (z. B. leuchtend rot oder grün, dann leicht zu verwechseln mit der Pferdeaktinie) existieren zahlreiche Zeichnungsvariationen. Die Fangarme selbst sind häufig bunt gebändert. Die Farben schwanken zwischen schmutzigweiß, Gelb, Rot, Braun, Grün, Blau und fast Schwarz. Im ausgestreckten Zustand erreichen die Tiere eine Höhe von 15 cm. Die Spannweite der Tentakelkrone beträgt bis 20 cm.
Lebensweise:
Besonders häufig kann man die Seedahlie in kleineren Gruppen, dicht beieinander stehend in größeren, Licht durchfluteten Gezeitentümpeln finden. Ihre volle Aktivität entfalten die Seerosen mit Einbruch der Nacht. Dann fangen sie mit ihren kräftigen Armen aus dem Wasser kleine Fische, Garnelen und andere Kleinkrebse. Im Ruhezustand werden die Fangarme zurückgezogen. Das gleiche Verhalten kann man auch beobachten, wenn die Tiere, die in der Gezeitenzone leben, trocken fallen und ihnen ein zu großer Wasserverlust droht. Dem Betrachter erscheinen sie dann nur noch als unansehnlicher, kleiner, weicher Klumpen, der nichts von der Schönheit erahnen lässt, die die Anemone unter Wasser entfaltet. Durch die Tarnung mit angehefteten Partikeln und Algen sind die Seerosen im Freiland ohnehin sehr schwer auszumachen. Längere Hungerphasen überstehen die Seerosen durch ihre niedrige Stoffwechselaktivität ohne Schaden. Im Notfall können sie sich von den eigenen Körperreserven ernähren. Ihre Genügsamkeit macht sie zu beliebten Schauobjekten in öffentlichen Meeresaquarien. Seerosen sind getrennt geschlechtlich. Zur Fortpflanzung geben die Männchen ihre Spermien ins freie Wasser ab. Von dort aus gelangen sie in den Innenraum der Weibchen und befruchten die Eier. Je nach Umweltbedingungen (z. B. Salzgehalt des Wassers, Temperaturhöhe und -schwankungen) werden die befruchteten Eier entweder ins freie Wasser abgegeben oder im Körperhohlraum so lange zurückgehalten, bis sich schließlich vollständig entwickelte Jungtiere gebildet haben. Diese werden durch die Körperöffnung ausgestoßen und verdriften mit der Wasserströmung.

Urticina felina (c) anonymous

Urticina felina (c) Travis

Urticina felina (c) Asbjørn Hansen

Urticina felina (Torbay, Neufundland)
Foto: Ryan Murphy

Grün gefärbte Seedahlie
Alcyoniidae
Stamm: Cnidaria (Nesseltiere)
Klasse: Blumentiere (Anthozoa)
Unterklasse: Octocorallia
Ordnung: Malacalcyonacea
Familie: Alcyoniidae
Die Alcyoniidae sind eine Familie der Achtstrahligen Korallen (Octocorallia), die in tieferen Regionen der gemäßigt temperierten und kalten Meere der nördlichen und südlichen Erdhalbkugel vorkommt. In die Familie Alcyoniidae wurden ursprünglich auch einige Lederkorallengattungen aus den Korallenriffen des tropischen Indopazifiks gestellt. Diese leben jedoch stets in einer Endosymbiose mit einzelligen, symbiotischen Algen (Zooxanthellen), während die Gattunge der Alcyoniidae ohne Zooxanthellen leben. Die tropischen Lederkorallen wurden deshalb in eine eigenständige Familie, die Sarcophytidae gestellt. Die Schwestergruppe der Alcyoniidae ist die Familie Carijoidae.
Tote Meerhand
Alcyonium digitatum
Die Tote Meerhand, auch Tote Mannshand, Nordische Korkkoralle oder Bastardschwamm genannt, ist eine Lederkoralle (Alcyoniidae). Sie ist handförmig verzweigt, manchmal auch klumpenförmig und erreicht meist eine Höhe von zehn, seltener von 15 Zentimetern.


Die Tote Meerhand ist die einzige Weichkoralle (Alcyoniidae), die in der Nordsee vorkommt. Unterwasserfoto vom Skagerrak, Schweden
Tote Meerhand (Alcyonium digitatum)
(c) Ana Santos

Tote Meerhand (Alcyonium digitatum)
(c) Ana Santos
Merkmale und Lebensweise:
Die Tote Mannshand ist weiß, gelblich, hellorange oder rosa. Zur Festigung hat sie kleine Sklerite genannte Kalknadeln im Körper.
Wie fast alle Korallen ist sie eine Tierkolonie, die aus vielen Einzelpolypen besteht. Das Innere der Kolonie wird von einer Vielzahl schmaler, kleiner Kanäle durchzogen, über die die einzelnen Tiere miteinander in Verbindung stehen. Die acht gefiederte Tentakel tragenden Polypen werden einen Zentimeter groß. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Verwandten aus tropischen Meeren lebt sie nicht mit Zooxanthellen in Symbiose und ernährt sich ausschließlich vom Planktonfang. Das ist auch ein wichtiger Punkt bei der Aquarienhaltung. Die Koralle muss regelmäßig gefüttert werden, um längerfristig zu überleben. Bei ausreichender Versorgung mit geeigneter Nahrung ist die Tote Meerhand gut haltbar.
Da Form und Farbe der Toten Meerhand an ein Stück einer Wasserleiche erinnern, erhielt sie ihren makaberen deutschen Namen (ähnlich englisch dead man's finger).
Verbreitung und Lebensraum:
Die Tote Meerhand kommt in der Nordsee, im europäischen Atlantik, im Ärmelkanal und in der westlichen Ostsee vor. Im Mittelmeer ist die Gattung durch Alcyonium palmatum vertreten.
Sie lebt in Tiefen ab 20 Metern auf felsigen Untergründen, Molluskenschalen, Krebspanzern, versunkenen Schiffsrümpfen, über Bord gegangenen Dosen und Flaschen, an Molenwänden und Brückenpfeiler; in der oberen Dauerflutzone und tiefer.
Allgemeines:
Beobachtet man sie in einem Aquarium einen ganzen Tag lang, so kann man einen gleichmäßigen Rhythmus verfolgen, mit dem sich die Kolonie ändert. In der aktiven Phase pumpt sich die gesamte Kolonie mit Wasser voll, und die kleinen Polypen treten deutlich über die Oberfläche hervor, um aus dem Wasser kleine Planktonorganismen herauszufischen. Im zusammengeschrumpften (Ruhe-)Zustand sind die Einzeltiere vollständig eingezogen und hinterlassen an der Oberfläche nur noch kleine Warzen. Eine Kolonie entsteht durch Knospung aus einem einzigen Individuum. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich. Aus den Geschlechtsknospen, die an den Trennwänden des Hohlraumes sitzen, werden die Gameten ins freie Wasser entlassen und dort befruchtet. Aus ihnen entstehen kleine Wimpernlarven, die zum Bodenleben übergehen und zu einer neuen Kolonie auswachsen.



Aquarienaufnahme von Alcyonium digitatum
Weiße Farbmorphe von Alcyonium digitatum
Alcyonium digitatum (Ozeaneum Stralsund)

Alcyonium digitatum
(Kosterhavet Nationalpark, Schweden)

Alcyonium digitatum am Naturstandort

Alcyonium digitatum (c) Ana Santos



Alcyonium digitatum (c) Dennis Rabeling
Alcyonium digitatum (c) Janine H.
Alcyonium digitatum (c) Poul Erik Rasmussen

Alcyonium digitatum (c) Sylvain Le Bris
%20Tom%20Smith_edited.jpg)
Alcyonium digitatum (c) Tom Smith

Alcyonium digitatum (c) Poul Erik Rasmussen

Alcyonium digitatum (c) Sylvain Le Bris

Alcyonium digitatum (c) Tony Gilbert

Alcyonium digitatum (c) Guido Schmitz
Ceriantharia
Die Zylinderrosen (Ceriantharia) sind eine Ordnung der Blumentiere (Anthozoa), die ausschließlich solitär lebende Vertreter umfasst. Sie leben weltweit sowohl in tropischen wie auch gemäßigten Meeren in 1 bis 50 Meter Tiefe. Derzeit sind etwa 100 Arten beschrieben. Der Bearbeitungsstand dieser Gruppe ist allerdings ziemlich mangelhaft und neuere Teilbearbeitungen ergaben zahlreiche Synonyme.
Nordsee-Zylinderrose
Cerianthus lloydii
Cerianthus lloydii wird manchmal auch als Kleine Zylinderrose bezeichnet. Das Vorkommen erstreckt sich vom arktischen Nordpolarmeer, über Grönland, die Britischen Inseln, den Nord-Atlantik, die Nordsee, die Azoren, die Barentssee, die Biscaya, das Mittelmeer bis zum Ost-Atlantik bei Portugal und Spanien. Cerianthus lloydii lebt in Meerestiefen von 15 bis 535 Meter bei Wassertemperaturen von 2°C - 20° C.

Taxonomie:
Cerianthus lloydii wurde erstmals 1859 vom englischen Naturforscher Philip Henry Gosse beschrieben. Der amerikanische Zoologe Henry Weed Fowler verwendete 1897 den Namen Synarachnactis bournei, um eine von ihm entdeckte junge Anemone zu beschreiben. Später stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um das Larvenstadium von Cerianthus lloydii handelte. Infolgedessen wurde der Name S. bournei nicht zugelassen und gilt nun als jüngeres Synonym für C. lloydii.
Beschreibung:
Cerianthus lloydii wird etwa 15 cm lang. Sie verfügt nicht über eine Pedalscheibe, mit der es sich am Untergrund befestigen kann, sondern lebt in einem flexiblen, pergamentähnlichen Rohr mit einer Länge von bis zu 40 cm. Dieses wird im Sand oder Schlamm vergraben, wobei ein Ende über der Oberfläche liegt. Sandkörner, Trümmer und Muschelfragmente bleiben normalerweise an der Außenseite der Röhre haften und die Anemone streckt ihre Tentakel zur Nahrungsaufnahme über das Sediment hinaus. Die Zylinderrose kann sich innerhalb der Röhre frei bewegen und verfügt über kräftige Längsmuskeln in der Röhre, die es ihr ermöglichen, sich schnell in die Röhre zurückzuziehen. Im Gegensatz zu Seeanemonen können sich die Tentakel selbst nicht in die Säule zurückziehen. In einem äußeren Ring befinden sich etwa siebzig lange, schlanke, sich verjüngende Tentakel. Im voll ausgefahrenen Zustand können sie eine Spannweite von etwa 7 Zentimetern erreichen. Der innere Tentakelring ist kurz und umgibt das zentrale Maul. Die Tentakel dienen dazu, Nahrungspartikel und Beute in den Mund zu transportieren. Die allgemeine Farbe der Nordsee-Zylinderrose ist blassbraun und die Tentakel haben verschiedene Braun-, Grün- oder Cremetöne, oft mit dunkleren Braunstreifen.



Isozoanthus capensis
Isozoanthus sulcatus ist eine kleine koloniale Krustenanemone, die in europäischen Gewässern vorkommt. Die Polypen erreichen einen Durchmesser von 2 mm und kommen in Flecken vor, die typischerweise einen Durchmesser von etwa 50 mm haben. Der Körper ist groß und dünn mit einem von Tentakeln umsäumten Maul. Typischerweise entstehen Kolonien von etwa 50 oder mehr Individuen. Einzelne Polypen können jeweils 16–30 Tentakel haben und zeichnen sich durch ihre braune Farbe aus, die auf das Vorhandensein symbiotischer photosynthetischer Zooxanthellen in ihrem Gewebe zurückzuführen ist. Diese Art ist auch aufgrund ihres gebänderten Coenenchyms einzigartig, das die Individuen miteinander verbindet.
Lebensraum und Verbreitung:
Diese Art kommt im nordöstlichen Atlantik, an den Südwestküsten von England und Wales sowie an der Süd-, West- und Nordküste Irlands vor. Isozoanthus sulcatus kommt auch häufig in gemäßigten Gewässern an der Westküste Frankreichs, sowie im Osten bis zur Südwestküste Norwegens vor. Sie leben von der Gezeitenzone bis etwa 42 m Wassertiefe in der Sublitoralzone auf horizontalem, schlammbedecktem Untergrund, leeren Muschelschalen und sogar in felsigen Gezeitenbecken.

Isozoanthus sulcatus
(c) Frédéric ANDRE

Isozoanthus sulcatus
(c) Xavier Rufray

Isozoanthus sulcatus
(c) Bernard Picton
Makroalgen & Seegräser
Im folgenden Teil stellen wir einige Tange, Makroalgen und Seegräser genauer vor.
Fucales
Die Fucales sind eine artenreiche Gruppe der Braunalgen. Zu ihnen gehören viele als Seetang bezeichnete Arten.
Die Fucales umfassen Makroalgen mit echter Gewebebildung, die meist mehrjährig sind. Der derbe, lederartige Thallus ist entweder gabelig geteilt oder unregelmäßig verzweigt. Er kann bei manchen Arten über einen Meter lang werden. Das Wachstum findet an den Thallusenden statt. Einige Arten besitzen Schwimmblasen, die im Wasser für Auftrieb sorgen. Arten der Gezeitenzone sind durch eine Schleimschicht (Fucoidin) vor Austrocknung geschützt.
Zellbiologisch sind die Fucales durch mehrere verstreute discoidale Plastiden und fehlende Pyrenoide gekennzeichnet.
Fortpflanzung
Die Fucales sind Diplonten ohne Generationswechsel. In den Keimzellenbehältern (Konzeptakeln) entstehen die Gameten durch Meiose und eine unterschiedliche Anzahl von Mitosen. Diese wenigen durch Mitose entstandenen Zellen entsprechen einem extrem reduzierten Gametophyten. Fast immer werden unbewegliche Eizellen und bewegliche Spermatozoiden gebildet (Oogamie). Die nach vorne gerichtete Flimmergeißel der Spermatozoiden ist kürzer als die hintere glatte Geißel. Die Spermatozoiden werden durch ein Pheromon von den Eizellen angelockt. Nach der Befruchtung setzt die Zygote sich fest und wächst zu einer neuen diploiden Alge heran.
Vorkommen
Die Fucales sind weltweit in den Meeren verbreitet. Sie gehören überwiegend zum Benthos und wachsen in der Gezeitenzone oder im Sublitoral auf dem Felssockel der Küsten. Einige Arten der in wärmeren Meeren verbreiteten Golftange treiben auch frei im Oberflächenwasser (Sargassum natans und Sargassum fluitans).



Fucus distichus
Hormosira banksii
Turbinaria triquetra (Safaga, Rotes Meer)
Photo : Matthieu Sontag, Licence CC-BY-SA.

Hormosira banksii bei Ebbe (Katiki Boulders Neuseeland)

Rinnentang (Pelvetia canaliculata)

Durvillaea antarctica



Knotentang (Ascophyllum nodosum)
Riementang (Himanthalia elongata)
Sargassum horneri (Japan)
Knotentang
Ascophyllum nodosum
Der Knotentang ist eine im Nordatlantik verbreitete Art der Braunalgen. Er ist im Nordatlantik von subtropischen bis in arktische Zonen weit verbreitet, außerdem wächst er an der Küste von Brasilien. Obwohl er gelegentlich auch in der Bucht von San Francisco aufgetaucht ist, scheint er im Pazifik nicht dauerhaft vorzukommen. In Europa reicht sein Verbreitungsgebiet von den Kanarischen Inseln bis nach Spitzbergen und umfasst auch Nordsee und Ostsee. Er kommt in der Gezeitenzone vor, wo er an geschützten Stellen Felsen oder Mauern besiedelt. Meist ist er in der vertikalen Zone unterhalb von Spiraltang und oberhalb von Blasentang zu finden.

Ascophyllum nodosum am Strand von Kilclief, Großbrittanien
Gefährdung:
In der Bretagne sind die Bestände des Knotentangs in den letzten 20 Jahren extrem zurückgegangen und stellenweise ganz verschwunden. Auch in Nordirland wird ein Rückgang beobachtet. Die Tange werden durch Massenvorkommen von Napfschnecken abgefressen. Als Ursache dafür werden Populationsschwankungen oder Klimaveränderungen diskutiert.
Nutzung:
Knotentang wird zur Gewinnung von Alginsäure wirtschaftlich genutzt, welche in der Lebensmittelindustrie und in der Biotechnologie verwendet wird. Außerdem wird er als Dünger eingesetzt. Eine nachhaltige Bewirtschaftung erfolgt in Norwegen, Irland und Island. In Connemara (Irland) werden derzeit etwa 30.000 t von Hand geerntet und zu einer Trocknungsfabrik transportiert.
Die Tange werden auch als Verpackungsmaterial für Schellfisch verwendet. Wenn sie am Bestimmungsort ins Meer geworfen werden, können sich daraus kurzlebige Populationen entwickeln.
Knotentang wird traditionell auch beim New England Clam Bake, eine traditionelle Zubereitung von Schalentiere in einem Erdofen direkt am Strand verwendet. Durch den nassen Knotentang werden die Schalentiere gedämpft.
Durch sein Größenwachstum und seine Langlebigkeit von mehreren Jahrzehnten kann er andere Algen verdrängen. Hinzu kommt, dass die Alge auch mit unterschiedlichen Salzkonzentrationen bestens zurechtkommt. Die Art hat lange Wedel mit großen eiförmigen und luftgefüllten Blasen. Die Wedel erreichen hierbei eine Länge zwischen 0,5 und 2 Metern. Farbe: olivbraun, braun bis dunkelbraun.


Hippocampus hippocampus hält sich an Ascophyllum nodosum fest. Foto: © Hans Hillewaert

Verbreitungskarte von Ascophyllum nodosum (Bildnachweis: Eric Gaba)

Von Knotentang überzogene Felsen (Foto: Jonathan Wilkins)

Transport von geerntetem Knotentang
Blasentang
Fucus vesiculosus
Der Blasentang ist eine im Nordatlantik sowie in der Nord- und Ostsee weit verbreitete Braunalge. Er wird unter anderem als Heilmittel verwendet. Seine Bestände in der Ostsee sind in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen.

Blasentang (Fucus vesiculosus) an der Küste von Wales

Fucus vesiculosus am Naturstandort in der Gezeitenzone
Beschreibung:
Der Blasentang ist eine mehrjährige Großalge (Seetang) mit einer Länge von meist 10 bis 30 cm, manchmal auch länger. An der Basis ist er mit einer Haftplatte mit dem Untergrund verbunden. Der lederartig derbe, braungrüne Thallus ist abgeflacht, in einer Ebene gabelig verzweigt und von einer Mittelrippe durchzogen. Kennzeichnend und namensgebend sind die Gasblasen, die beidseitig der Mittelrippe paarig angeordnet sind und in den Gabelungen einzeln stehen. Sie verleihen der Alge Auftrieb im Wasser. Den Blasentang bedeckt eine Schleimschicht, die ihn bei Ebbe vor Austrocknung schützt.

Thallus von Fucus vesiculosus mit Gasblasen
Vermehrung:
Fucus-Arten sind Diplonten ohne Generationswechsel. Im Sommer finden sich an den Thallusenden geschwollene Fruchtkörper mit gallertigem Inhalt und warziger Oberfläche. Diese so genannten Rezeptakeln enthalten krugförmig eingesenkte Konzeptakeln, in denen die Gameten, Eizellen und Zoosporen gebildet werden. Männliche und weibliche Gameten werden beim Blasentang auf verschiedenen Thalli gebildet (Diözie). Bei ansteigender Flut treten die Geschlechtszellen durch die porenartigen Öffnungen der Konzeptakeln aus. Die Eizellen sondern ein Pheromon (Fucoserraten) ab, das die Samenzellen anlockt. Die Gameten sind maximal zwei Stunden lebensfähig und breiten sich höchstens 2 bis 10 Meter weit aus.[1] Die befruchtete Zygote setzt sich fest und wächst zu einem neuen diploiden Thallus heran.
Die Hauptreifezeit reicht von September bis Mai. Im Juni und Juli degenerieren die vorjährigen Fruchtkörper und an den Thallusenden entstehen neue Rezeptakeln.
Vorkommen:
Das Verbreitungsgebiet des Blasentangs umfasst die Küstenregionen des Atlantik. Von Nordeuropa, der Nordsee und Ostsee ist er bis zu den Kanarischen Inseln und Marokko verbreitet. In Amerika kommt er von Kanada bis zur Karibik vor, auch an der Küste von Brasilien wurde er gefunden.
Er wächst in der Brandungszone und oberen Gezeitenzone auf festem Untergrund wie Felsen, Steinen und Holz.
An der deutschen Nordsee (Deutsche Bucht) gibt es größere Bestände vor allem bei Helgoland. Im Wattenmeer ist der Blasentang auf Mauern und Muschelbänke beschränkt.

Fucus vesiculosus in der in der Gezeitenzone bei Roscoff (Frankreich)

Fucus vesiculosus im Lyngen Fjord (Troms, Norwegen)

Inselbüschelalgen (Polysiphonia fucoides) zwischen Blasentang (Fucus vesiculosus) in Strandnähe in Govik (Lysekil, Schweden)
Rückgang in der Ostsee:
An der deutschen Ostseeküste war der Blasentang bis zum 20. Jahrhundert auf Hartsubstrat überall verbreitet und kam bis in Meerestiefen von 14 Metern vor. Seit 2004 wurde, insbesondere in der Mecklenburger Bucht, ein extremer Rückgang beobachtet. Heute findet man nur noch wenige einzelne Tange und nur noch zwei Bestände (Wustrow und Salzhaff), die auf den Flachwasserbereich bis maximal 2 m Wassertiefe beschränkt sind. Dieser Rückgang konnte weder durch den Salzgehalt des Wassers noch durch die Verfügbarkeit von Licht oder Hartsubstrat erklärt werden. Als Ursache dafür werden Raumkonkurrenz mit Miesmuscheln, Fraß durch Isopoden oder Schädigung der Keimzellen durch Ölverschmutzung angenommen.
Auch in der Kieler Bucht wachsen die meisten Tange nur noch in einer Tiefe von 2 Metern. Es wird vermutet, dass der Bewuchs durch Algen oder aufsitzende Rankenfußkrebse die Tange beschattet und somit das Vordringen in größere Tiefen verhindert.
Ökologie:
Die Meerasseln der Gattung Idotea fressen an den Tangen. Der Tallus des Blasentangs wird von aufsitzenden Algen besiedelt (Epiphyten), beispielsweise von Ceramium und Enteromorpha, sowie Elachista fucicola. Als aufsitzende Tiere treten Vielborster (Polydora) und Rankenfußkrebse (Balanus improvisus) auf, letztere können besonders in größerer Wassertiefe die Tange fast vollständig überziehen.


Fucus vesiculosus in unserer Aquarienanlage.
Solche Tange sind im Aquarium meist nicht länger, als einige Monate haltbar. Das liegt meist daran, dass man selten Rhizoide mit Stängeln erhält, sondern meistens nur, nach der Vegetationsperiode abgeworfene Seitentriebe, die an Küsten angespült werden. Dennoch ist ein Tangbüschel, das mit einer Schnur an einem Stein befestigt wird, eine echte Bereicherung für ein Aquarium.
Golftange
Sargassum
Die Golftange (Sargassum) sind eine äußerst artenreiche Gattung der Braunalgen. Sie kommen festgewachsen – manche Arten auch frei schwimmend – weltweit in den wärmeren Meeren vor.

Sargassum hornschuchii (Illustration)

Gestrandeter Golftang in Mexiko
Vorkommen:
Die Golftange sind weltweit in den tropischen und wärmeren Meeren verbreitet. Die meisten Arten siedeln festgewachsen vor den Küsten (benthisch) (gelegentlich können losgerissene Äste im Meer treiben). Entlang der Küsten bilden sie Sargassum-„Wälder“ (Tangwald), die einen besonderen Lebensraum für kleine Krabben, Würmer und andere Meerestiere bieten. Man vermutet einen erheblichen Teil der Primärproduktion der Biomasse in diesen Algen-Wäldern.
Seit 2011 kommt es zu einem vermehrten Auftreten der Sargassum-Tange im Atlantik, die zu einer regelrechten Plage auswächst und 2018 einige Inseln den Notstand ausrufen ließ. In diesem Jahr wurde auch die größte Makroalgenblüte gefunden. Sie bedeckte eine Meeresfläche von 6.317 km². Die Algenblüte wurde auf 8,9 Millionen Tonnen Biomasse geschätzt und erstreckte sich über 8.300 km vom Golf von Mexiko bis zur Westküste Afrikas. 2019 erreichte der von Forschern als „Großer Atlantischer Sargassum-Gürtel“ bezeichnete Braunalgenteppich seine bisherige Höchstlänge. Er reicht von Westafrika bis in die Karibik und besteht aus schätzungsweise 20 Millionen Tonnen Tang. Als Ursache werden Überdüngung und Abholzen der Amazonas-Regenwälder vermutet.
Die Gattung umfasst auch zwei rein pelagische beziehungsweise planktische Arten (Sargassum natans und Sargassum fluitans); diese treiben frei im Oberflächenwasser, beispielsweise in der Sargassosee, die nach dem Sargassum benannt ist. Ihre Vermehrung verläuft nur vegetativ durch den Zerfall des Thallus.

Sargassum hystrix und Sargassum natans (Illustration)
Gestalt:
Die Größe der Algen schwankt zwischen 10 Zentimetern und mehr als 2 Metern, selten wurden bis 16 Meter große Exemplare beobachtet. Aus einem scheibenförmigen oder konischen Rhizoid entspringen ein oder wenige stielrunde bis abgeflachte Stängel (Cauloide), die zwischen einem und 20 Zentimetern lang sein können. Diese treiben alljährlich 10 cm bis gut 2 Meter lange Seitentriebe, die am Ende der Vegetationsperiode abgeworfen werden. Die primären Äste stehen zweizeilig oder wirtelig am Cauloid, sind stielrund, dreikantig oder abgeflacht und zwei- oder dreizeilig oder wirtelig verzweigt.
Fortpflanzung:
Golftange können ein- oder zweihäusig sein, mit getrenntgeschlechtlichen oder zwittrigen Receptacula, welche in den Achseln von Seitenzweigen erster oder zweiter Ordnung (Phylloiden oder Fiedern) gebildet werden. Sie stehen meist in verzweigten Büscheln, selten einzeln. Die Conceptacula auf ihrer Oberfläche reifen von unten nach oben, wobei das Receptaculum oben weiterwächst. Die Receptacula können rund oder abgeflacht mit glatter, warziger oder stachliger Oberfläche sein.

Frei schwimmendes Sargassum in der Sargassosee
Systematik:
Die Gattung Sargassum wurde 1820 von Carl Adolph Agardh aufgestellt. Typusart der Gattung ist Sargassum bacciferum, das heute als artgleich mit Sargassum natans angesehen wird.
Die Gattung umfasst nach Strasburger etwa 250 Arten; in der Algaebase-Datenbank werden sogar 359 Artnamen akzeptiert.

Sargassum incisifolium

Sargassum muticum, eine vielerorts invasive Art

Sargassum muticum mit Haftscheibe auf Stein festgewachsen

Sargassum hystrix

Sargassum horneri (Tsugaru Aomori, Japan)

Sargassum horneri im Kaikyokan-Aquarium (Japan)
Kultur im Aquarium:
Sargassum-Tange sind im Aquarium meist nicht länger, als einige Monate haltbar. Das liegt meist daran, dass man selten Rhizoide mit Stängeln erhält, sondern meistens nur, nach der Vegetationsperiode abgeworfene Seitentriebe, die an Küsten angespült werden. Doch auch diese, nicht überlebensfähigen Seitentriebe bieten tolle Versteckmöglichkeiten und eine sehr gute Zusatznahrung für viele Algenfresser. Gerade im Nordseebecken, kann ein Tangbüschel, das mit einer Schnur an einem Stein befestigt wird, ein wunderbares Deko-Element darstellen und die Einbringung ins Aquarium lohnt sich.

Sargassum sp.in einem bepflanzten Meerwasserbecken. Arten dieser Gattung sind heikle Pfleglinge im Aquarium.

Sargassum sp. in unserer Aquarienanlage.
Dictyota
Dictyota ist eine Braunalgen-Gattung aus der Familie der Dictyotaceae. Arten der Gattung Dictyota kommen überwiegend in tropischen und subtropischen Meeren vor und enthalten bekanntermaßen zahlreiche Chemikalien (Diterpene), die einen potenziellen medizinischen Wert haben. Bis Ende 2017 wurden rund 237 verschiedene Diterpene aus der gesamten Gattung identifiziert.

Dictyota cyanoloma (Naturpark Arrábida, Portugal)
Foto: Diego Delso, delso.photo, License CC BY-SA"

Dictyota-Alge in der Gezeitenzone

Dictyota bartayresiana
(Icones of Japanese algae, Tafel CIV)
Dictyota-Arten haben flache, bandartige Achsen, die dichotomische Verzweigungen aufweisen, die entweder isotom (gleich oder symmetrisch) oder anisotom (ungleich) sein können.
Die Farben lebender Thalli reichen von dunkelbraun bis grün (wie bei D. friabilis) oder blau (wie bei D. cyanoloma). Die Thalli wachsen aus apikalen Zellen, die sich in eine äußere kortikale und eine innere Markzellschicht differenzieren. Kortikale Zellen an den Rändern der Thalli können zu blattartigen Vorsprüngen oder Zähnen heranwachsen (wie bei D. ciliolata und D. cyanoloma), während zufällige Äste aus den zentralen kortikalen Zellen wachsen können. Die Thalli heften sich über mehrzellige, einreihige, verzweigte und hyaline (glasige oder transparente) Rhizoide an das Substrat. Verschiedene Arten können einen oder mehrere Befestigungspunkte haben, was zu einer breiten Palette von Wachstumsformen führen kann (z. B. kriechende Thalli oder vollständig aufrechte Wuchsform).



Dictyota dichotoma
Dictyota binghamiae im Birch Aquarium (San Diego, CA)
Dictyota adnata (Réunion, Indischer Ozean)
Gemeine Gabelzunge
Dictyota dichotoma
Die Gemeine Gabelzunge ist eine Braunalge aus der Gruppe der Dictyotales. Sie ist fast weltweit an Meeresküsten verbreitet und kommt auch in der Nordsee vor.

Dictyota dichotoma gemeinsam mit Halimeda tuna am Naturstandort

Thallus ("Blatt") von Dictyota dichotoma
Beschreibung:
Die Gemeine Gabelzunge besitzt einen buschigen, gelbbraunen bis olivbraunen Thallus, der 10 bis 15 (selten bis 35) Zentimeter hoch wird. Er besteht aus ganz regelmäßig gabelig verzweigten flachen Bändern von 2 bis 15 (selten bis 30) Millimeter Breite. Sie sind im Aussehen sehr variabel, so können sie spiralig verdreht oder flach sein, und an der Spitze stumpf-abgerundet enden oder leicht spitz zulaufen.
Die dichotome Verzweigung kommt zustande, indem sich die Scheitelzelle am Thallusende längs teilt. Der Thallus besteht aus einem inneren Gewebe aus großen Zellen zwischen zwei äußeren Rindenschichten aus kleinen Zellen.
Entwicklungszyklus:
Der Generationswechsel der Gemeinen Gabelzunge weist zwei gleichgestaltete (isomorphe) Generationen auf. Die Sporophyten sind aber schmalbandiger als die Gametophyten. Die Fortpflanzungsorgane sind über die ganze Thallusfläche (mit Ausnahme des Randes) verteilt, die dadurch fein punktiert wirkt. Der Sporophyt setzt unbewegliche Sporen frei. Diese wachsen zu männlichen und weiblichen Gametophyten heran, auf denen die Eizellen beziehungsweise Spermatozoiden entstehen.
Vorkommen:
Die Gemeine Gabelzunge ist weltweit an den Meeresküsten verbreitet. Im Atlantik kommt sie von Skandinavien bis zu den Kanarischen Inseln und Westafrika vor sowie von der Karibik bis nach Brasilien. Sie gedeiht auch im Mittelmeer. Ihr Areal umfasst ebenfalls Küsten im Pazifik (Japan, China, Chile), im Indischen Ozean, vor Australien und Neuseeland sowie in der Subantarktis.
In der Nordsee wurde die Art bei Helgoland und im Nordfriesischen Wattenmeer nachgewiesen. Während sie bei Helgoland in den 1930er Jahren noch reichlich vorkam, wurde sie bis zu den 1980er Jahren immer seltener. Nachdem sie für einige Jahrzehnte verschwunden war, trat sie ab 1999 wieder auf. Die Ursachen für diese starken Schwankungen der Bestände sind nicht bekannt.
Die Gabelzunge wächst auf festem Untergrund von der mittleren bis unteren Gezeitenzone bis zum Sublitoral. Selbst in mehr als 50 Metern Tiefe wurde sie noch gefunden.
Systematik:
Die Erstbeschreibung der Art erfolgte 1762 durch William Hudson unter dem Namen Ulva dichotoma (in: Flora anglica, S. 476). Jean Vincent Félix Lamouroux stellte die Art 1809 in die Gattung Dictyota. Dictyota dichotoma ist die Typusart dieser Gattung.
Kultur im Aquarium:
Dictyota dichotoma kommt oft auf Lebenden Steinen vor und gelangt häufig durch diese ins Aquarium. Die Grundfarbe kann stark variieren von einem kräftigen braunton bis zu einem hellen grünton, blau oder grün irisierend. Bei guter Wasserqualität kann sie sehr stark wachsen und dichte Polster bilden. Die Gabelzunge bietet gute Versteckmöglichkeiten für viele Kleinstlebewesen im Aquarium.

D. dichotoma (Exemplar mit breiten Zweigen)

D. dichotoma (Exemplar mit schmalen Zweigen)

D. dichotoma auf einer Kleinen Mittelmeer-Seespinne (Maja_crispata) bei Muggia, Italien
Ulva
Ulva ist eine Gattung vielzelliger Grünalgen, die mit etwa 130 Arten weltweit in den Meeren verbreitet ist. Ihr Thallus besteht aus zwei Zellschichten und ist röhrig bis blattartig gestaltet, wobei die Arten sich morphologisch stark unterscheiden können. Die bekannteste Art ist der Meersalat Ulva lactuca. Die Gattung Ulva wurde von der Sektion Phykologie in der Deutschen Botanischen Gesellschaft zur Alge des Jahres 2015 gekürt.


Ulva-Arten erreichen eine Länge von einigen Zentimetern bis zu über einem Meter, bei Ulva expansa sogar bis zu drei Meter. Sie sind am Untergrund mit einem Haftorgan (Rhizoid) verankert, nach Stürmen können sie gelegentlich auch frei schwimmend angetroffen werden. Der grüne Thallus ist flächig und blattartig-häutig oder sackartig bis schlauchförmig und hohl. Bei einigen Arten weist die Fläche Perforationen auf. Der Rand des Thallus kann glatt, gekräuselt oder gezähnt sein.
Die einzelnen Arten sind äußerst vielgestaltig und können je nach Standort im Aussehen variieren. Daher sind für eine sichere Artbestimmung mikroskopische Untersuchungen erforderlich.
Der Thallus besteht aus zwei dicht aneinander liegenden Zellschichten. Die vegetativen Zellen enthalten je einen Chloroplasten und einen Zellkern, während Rhizoidzellen oft vielkernig sind.
Symbiose mit Bakterien:
Algen der Gattung Ulva leben in Symbiose mit Bakterien, ohne die sie kaum wachsen und nur einen unförmigen Zellhaufen ausbilden können. Bei Ulva mutabilis wurden zwei Gattungen von Bakterien identifiziert, deren Anwesenheit eine normale Entwicklung der Alge ermöglicht: Bei Anwesenheit von Roseobacter wird der blattartige Thallus ausgebildet, und Cytophaga ermöglicht die Bildung von Rhizoiden. Die Bakterien locken außerdem mit Signalstoffen die begeißelten Zoosporen der Alge zur Ansiedlung an. Sie leben in einem Biofilm an der Oberfläche der Alge.

Ulva rigida

Ulva lobata

Gewellter Darmtang (Ulva linza)

Flacher Darmtang (Ulva compressa)

Meersalat
Ulva lactuca
Meersalat, auch Meerlattich genannt, ist eine mehrzellige Grünalge, die fast weltweit an den Meeresküsten verbreitet ist. Ihr Thallus ähnelt einem schlaffen Salatblatt. Die Alge wird als Nahrungsmittel verzehrt und als Futter- und Düngemittel verwendet.

Merkmale:
Der Meersalat erreicht meist einen Durchmesser von 20–30 Zentimeter (selten bis über ein Meter). Am Untergrund ist er mit einem scheibenförmigen Haftorgan festgewachsen. Der hellgrüne bis grasgrüne Thallus ist kurz gestielt oder fast sitzend, er ist flächig, schlaff und glatt und erinnert entfernt an ein Salatblatt. Seine Form ist mehr oder weniger rundlich, am Ende oft verbreitert und manchmal gelappt, am Rand wellig. Er besteht aus zwei Schichten leicht gestreckter Zellen.
Ulva hat einen isomorphen Generationswechsel, was bedeutet, dass der diploide Sporophyt äußerlich kaum von dem haploiden Gametophyten zu unterscheiden ist. Sporen werden meist in brandungsexponierten Küstenstellen gebildet. Die Sporophyten haben einen dunkelgrünen Rand. Die Gametophyten sind getrenntgeschlechtig, männliche Thalli haben eine gelbliche, weibliche eine olivgrüne Randzone. Nach dem Entleeren der Fortpflanzungsorgane sehen die Randpartien farblos aus.
Vorkommen:
Der Meersalat kommt an fast allen Meeresküsten weltweit vor, mit Ausnahme der Antarktis. Auch in der Nordsee und Ostsee ist er weit verbreitet.
Er gedeiht von der Gezeitenzone bis zum flachen Sublitoral, oft in Gezeitentümpeln, gelegentlich wird er auch frei schwimmend gefunden. Er wächst sowohl lithophytisch auf Steinen als auch epiphytisch auf größeren Algen wie Fucus oder auf Muschelschalen (besonders der Herzmuschel). Er benötigt viel Sonnenlicht und kann teils dichte Bestände bis zu einer Tiefe von 1 m bilden. Insgesamt ist er bis zu einer Tiefe von 15 m überlebensfähig.
Nutzung und Probleme:
Der Meersalat wird an vielen Küsten als Lebensmittel verzehrt, beispielsweise in Ostasien, an der Pazifikküste Nordamerikas, in Irland und Frankreich. Er wird roh als Salat oder zermahlen im Brot verwendet, um dieses länger feucht zu halten. Er ist auch Bestandteil von Teigwaren und Würzmischungen und weist einen hohen Gehalt an Vitamin C, Proteinen, Eisen und Jod auf.
In der Landwirtschaft wird Meersalat als Futterergänzung für das Vieh und als Düngemittel verwendet.
Auf felsigem Untergrund kann der Meersalat auch in Kultur gehalten werden, wo er zum Teil zweimal pro Jahr geerntet werden kann. An nährstoffreichen Standorten wird das Wachstum von Ulva lactuca sehr stark gefördert. Durch Eintrag von Nitraten aus Düngern in die Meere kam es 2009 in der Bretagne zu massiver Vermehrung der Algen. Ihre verrottenden Reste verschmutzten die Strände und setzten Methan und giftigen Schwefelwasserstoff frei. Das schnelle Wachstum von Ulva lactuca bei hohen Nährstoffkonzentrationen bietet aber auch mögliche Anwendungen in der Bioremediation. Ulva lactuca kann zum Beispiel im Rahmen von ökologischer Aquakultur in nährstoffreichem Abwasser von Fisch-, Muschel- oder Shrimp-Aquakultur kultiviert werden. Eine Nutzung von Meersalat als Quelle von Bioenergie und bio-basierten Kunststoffen wird erprobt.

Ulva lactuca (Cala Gracio, Ibiza)

Ulva lactuca (Wismarbucht)
Kultur im Aquarium:
Meeressalat, der recht dekorativ sein kann wächst hin und wieder aus Lebenden Steinen, hält aber oft nicht lange im Aquarium. Er braucht eine hohe Beleuchtungsstärke um gut zu gedeihen. Falls er zu schnell wächst, kann er durch Absammeln leicht im Zaum gehalten werden. In unserer Aquarienanlage taucht Meersalat immer wieder unerwartet in den verschiedensten Becken auf. Einmal etabliert scheint er immer wieder auszutreiben auch, wenn er zwischenzeitlich wieder verschwindet.
Ulva lactuca in unserer Aquarien-Anlage:



Chondrus
Knorpeltange (Chondrus) sind eine Gattung der Rotalgen.

Chondrus crispus

Chondrus crispus (Tor Bay, Nova Scotia)
Knorpeltang
Chondrus crispus
Chondrus crispus ist eine Rotalgenart, die in großen Mengen an den felsigen Teilen der Atlantikküsten Europas und Nordamerikas wächst. Im frischen Zustand ist der Tang weich und knorpelig und variiert in der Farbe von grünlich-gelb über rot bis hin zu dunkelviolett oder violett-braun. Der Hauptbestandteil ist ein Schleimkörper aus dem Polysaccharid Carrageen, der 55 % seines Trockengewichts ausmacht. Der Organismus besteht außerdem aus fast 10 % Trockengewicht Protein und etwa 15 % Trockengewicht Mineralstoff und ist reich an Jod und Schwefel. Wenn es in Wasser aufgeweicht wird, hat es einen meeresartigen Geruch. Aufgrund der reichlich vorhandenen Zellwand-Polysaccharide bildet es beim Kochen ein Gelee, das das 20- bis 100-fache seines Gewichts an Wasser enthält.


Beschreibung:
Chondrus crispus ist eine relativ kleine Meeresalge, die eine Länge von etwas mehr als 20 cm erreicht. Sie wächst aus einem scheibenförmigen Trieb und verzweigt sich vier- bis fünffach dichotom, fächerartig. Die Morphologie ist sehr unterschiedlich, insbesondere die Breite der Thalli. Die Zweige sind 2–15 mm breit und haben eine feste Struktur. Die Farbe reicht von leuchtendem Grün zur Wasseroberfläche hin zu tiefem Rot in größeren Tiefen. Die Gametophyten zeigen oft ein blaues Schillern an der Spitze der Wedel und fruchtbare Sporophyten zeigen ein fleckiges Muster. Mastocarpus stellatus ist eine ähnliche Art, die leicht an ihren stark gerillten und oft etwas verdrehten Thalli zu erkennen ist.
Verbreitung:
Chondrus crispus kommt überall an den Küsten Europas vor, darunter Irland, Island und die Färöer-Inseln, außerdem von der westlichen Ostsee bis nach Südspanien. Die Art kommt auch an den Atlantikküsten Kanadas vor und wird von Kalifornien in den Vereinigten Staaten bis nach Japan nachgewiesen. Allerdings muss jede Verbreitung außerhalb des Nordatlantiks überprüft werden. Es gibt auch andere Arten derselben Gattung im Pazifischen Ozean, zum Beispiel C. ocellatus, C. nipponicus, C. yendoi, C. pinnulatus und C. armatus.
Ökologie:
Chondrus crispus wächst auf Felsen von der mittleren Gezeitenzone bis zum Meeresboden. Es kann mit minimalem Sonnenlicht überleben. C. crispus ist anfällig für Infektionen durch den Oomyceten Pythium porphyrae.
Lebenszyklus:
C. crispus durchläuft einen Generationswechsel, der bei vielen Algenarten üblich ist. Die beiden unterschiedlichen Stadien sind das sexuelle haploide Gametophytenstadium und das asexuelle diploide Sporophytenstadium. Darüber hinaus bildet sich auf dem weiblichen Gametophyten nach der Befruchtung ein drittes Stadium – der Carposporophyt. Die männlichen und weiblichen Gametophyten produzieren Gameten, die zu einem diploiden Carposporophyten verschmelzen, der Carposporen bildet, die sich zum Sporophyten entwickeln. Der Sporophyt durchläuft dann eine Meiose, um haploide Tetrasporen (die männlich oder weiblich sein können) zu produzieren, die sich zu Gametophyten entwickeln. Die drei Stadien (männlich, weiblich und Sporophyt) sind schwer zu unterscheiden, wenn sie nicht fruchtbar sind; Allerdings zeigen die Gametophyten oft eine blaue Schillerung.


Die Illustration zeigt:
Knorpeltang. A B C D verschiedene Formen von Chondrus crispus Lyngb.; E F Formen von Gigartina mamillosa Ag., natürl. Grösse; 1 Längsschnitt durch einen Lappen mit Kapselfrucht von Gigartina mamillosa, vergrössert; 2 Querschnitt durch einen fruktificirenden Lappen des Thallus von Chondrus crispus, desgl.; 3 Theil eines solchen Querschnittes mit einem Theile des Cystocarpes, desgl.; 4 desgl., sehr stark vergrössert.
Gracilaria
Gracilaria ist eine Gattung roter Algen aus der Familie der Gracilariaceae. Es zeichnet sich durch seine wirtschaftliche Bedeutung als Agarophyt aus, was bedeutet, dass es zur Herstellung von Agar sowie als Nahrung für Menschen und verschiedene Schalentierarten verwendet wird. Verschiedene Arten der Gattung werden in Asien, Südamerika, Afrika und Ozeanien kultiviert. Sie produzieren über 90 % des weltweiten Agars. Einige Arten sind beliebte Makroalgen für Meerwasseraquarien.
Gracilaria-Arten kommen in tropischen und subtropischen Gewässern auf der ganzen Welt vor, saisonal auch in gemäßigten Gewässern. Die Algen verträgt keine Temperaturen unter 10 °C. Diese führen zum Absterben. Das Zentrum der Artenvielfalt ist der Westpazifik.
Japanischer Knötchentang
Wurmblättrige Wattalge
Gracilaria vermiculophylla
Gracilaria vermiculophylla ist eine Rotalge, die im Nordwestpazifik heimisch ist, einschließlich der Küsten Japans, Koreas, Chinas und Vietnams. Der Japanische Knötchentang ist eine invasive Art an den Küsten Nordamerikas und Europas. Arten der Gattung Gracilaria sind morphologisch schwer zu identifizieren, aber moderne molekulare Analysen führen zu umfassenden Überarbeitungen ihrer Taxonomie und Verbreitung.

Gracilaria vermiculophylla in unserer Aquarienanlage

Gracilaria vermiculophylla (Foto: Susan J. Hewitt)
Der japanische Knötchentang bildet stabile Schnüre mit unregelmäßigen Seitenfäden. Die schwimmende Alge bietet vielen Organismen ein neues Zuhause und gute Aufwuchsmöglichkeiten. Auf Gracilaria vermiculophylla wurden bis zu 92 Arten unterschiedlichster Meeresbewohner gefunden. Die Farbe ist meist rötlich-schwarz, kann aber auch in Abhängigkeit von der Lichtsituation und dem Alter zu bräunlich oder gelblich-rot variieren. Die Alge driftet überwiegend lose im Meer und wird im Watt angespült. Dort kann sie sich beim Versanden im Boden verankern und weiterwachsen. Gracilaria vermiculophylla stammt ursprünglich aus Japan und ist in den letzten Jahren über Frankreich nach Deutschland, von der Nordsee bis sogar in die Ostsee als invasive Art vorgedrungen.
Lebensraum:
G. vermiculophylla kommt in einer Vielzahl von Lebensräumen in ihrem globalen Verbreitungsgebiet vor, darunter Flussmündungen, Wattflächen, Seegraswiesen und Sümpfe, wo es großen Schwankungen des Salzgehalts und der Temperatur standhält. Normalerweise wächst der Knötchentang an harten Untergründen wie Muscheln, Steinen oder Röhrenwürmern, kann aber auch als große, lose und treibende Matten auftreten. Seine Auswirkungen sind weitreichend und vielfältig. In einigen Lebensräumen ersetzt der Tang einheimische Algen- und Seegrasgemeinschaften oder verdrängt sie teilweise, in anderen Bereichen erhöht er jedoch die Komplexität des Lebensraums und führt zu einem Anstieg der Vielfalt und Häufigkeit wirbelloser Tiere.
Polysiphonia
Polysiphonia ist eine Gattung fadenförmiger Rotalgen mit etwa 19 Arten, die an den Küsten der Britischen Inseln vorkommen und etwa 200 Arten mit weltweiter Verbreitung.

Polysiphonia urceolata (gefunden auf Helgoland)

Polysiphonia elongata
Pinselbüschelalge
Polysiphonia lanosa
Die Pinselbüschelalge ist eine Art der Rotalgen, die als Epiphyt auf dem Knotentang wächst. Sie ist im Nordatlantik weit verbreitet und kommt auch in der Nordsee vor. Der Algenextrakt wird für Gesundheits- und Schönheitsprodukte verwendet. Die Pinselbüschelalge ist an den Küsten des Nord- und Nordost-Atlantik von Island bis Spanien sowie in der Nordsee weit verbreitet. Auch an der Atlantikküste von Nordamerika kommt sie vor. In der Nordsee wurde sie unter anderem bei Helgoland nachgewiesen.

Polysiphonia lanosa auf Ascophyllum nodosum in unserem Nordseebecken

Pinselbüschelalge (Illustration)
Die Pinselbüschelalge gedeiht nur als Epiphyt auf größeren Algen, vor allem auf dem Knotentang (Ascophyllum nodosum), selten auch auf Blasentang (Fucus vesiculosus). Sie wächst nie direkt auf Fels; scheinbar auf Stein siedelnde Exemplare entspringen bei genauer Betrachtung stets den Resten alter Tangstiele. Aufgrund ihres Geschmacks wird sie auch als Trüffelalge gehandelt und findet kulinarische Verwendung. Die Algen werden entweder bei Ebbe direkt von Hand geerntet oder fallen als Nebenprodukt bei der Ernte von Knotentang an.
Beschreibung:
Die Thalli dieser Art bilden dichte Büschel, wobei jedes Büschel bis zu 7,5 cm lang ist und im Allgemeinen durch Rhizoide an den Wedeln von Ascophyllum befestigt ist. Die aufrechten zylindrischen Zweige teilen sich pseudodichotom, das heißt, sie bilden zwei gleiche Zweige, wobei einer der Zweige aus einem Seitenast wächst. Ein Querschnitt zeigt eine Axialzelle, die von 12 bis 24 Peraxialzellen umgeben ist. Die Axialzelle ist groß und nimmt etwa ein Drittel des Durchmessers jedes Zweigs ein, was am besten im Querschnitt zu erkennen ist. Die Farbe ist tief bräunlichrot.
Lebensraum und Verbreitung:
Die Pinselbüschelalge wächst weit verbreitet epiphytisch auf Ascophyllum nodosum, wo immer dieser vorkommt. Gelegentlich wächst sie auch auf anderen Fucus-Arten. Das Vorkommen erstreckt sich von den Britischen Inseln entlang der Küsten Europas von Island, Norwegen bis Spanien. Außerdem kommt die Pinselbüschelalge bei Grönland, Neufundland und Neuengland vor.
Reproduktion:
Der Lebenszyklus besteht aus einer Abfolge von drei Phasen: Gametangial, Carposporangial und Tetrasporangial. Zwei der Phasen sind ähnlich. Die Algen sind zweihäusig mit Spermatangialzweigen, die in Büscheln an den Spitzen der Zweige entstehen. Die Zystokarpen werden meist einzeln getragen. mit einem schmalen Ostiol, aus dem Karposporen freigesetzt werden. Die Tetrasporen kommen in spiralförmigen Reihen vor, die aus einer gleichzeitigen Teilung in 4 gleiche Sporen resultieren.

Polysiphonia lanosa auf Ascophyllum nodosum
(Bildnachweis: © Hans Hillewaert)

Querschnitt der allopatrischen Rotalge Choreocolax polysiphoniae auf Polysiphonia fastigiata.
C. polysiphoniae ist eine kleine parasitäre Alge, die kissenartig mit einem Durchmesser von 1 mm auch auf den Zweigen von P. lanosa wächst.
Rhodophyllis
Rhodophyllis ist eine Rotalgen-Gattung in der Familie Cystocloniaceae.

Rhodophyllis irvineorum

Rhodophyllis reptans

Rhodophyllis membranacea
Gespreiztes Rotblatt
Rhodophyllis divaricata
Das Gespreizte Rotblatt bildet dunkelrot gefärbte, flache, gestielte Thalli von 2 bis 8 cm Größe, die an den Spitzen zwei- oder dreigeteilt sind. Der Thallus (Plural Thalli; altgriechisch θαλλός thallós „Jungspross, Zweig“), zu Deutsch auch „Lager“, ist der vielzellige Vegetationskörper bei Pflanzen und Pilzen, der nicht in Sprossachse, Wurzel und Blatt unterteilt ist.


Verbreitung und Lebensraum:
Rhodophyllis divaricata kommt in der Nordsee, im Nordostatlantik, von den Kanaren bis Norwegen und im Mittelmeer auf Felsuntergrund, Weichtierschalen oder anderen Algen in 3 bis 25 m Tiefe vor.
Kultur im Aquarium:
Rhodophyllis divaricata ist im Aquarium gut haltbar, wuchsfreudig und sehr dekorativ.
Auch im tropischen Meerwasseraquarium gut haltbar, sofern keine Fressfeinde vorhanden sind. Doktorfische lieben diese Alge!

Rhodophyllis divaricata in unserem Nordseebecken
Seegräser
Zostera
Die Seegräser (Zostera) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seegrasgewächse (Zosteraceae). Die etwa 16 Arten sind einige der wenigen submers in den Meeren lebenden Blütenpflanzen-Arten. Sie können untergetaucht bis zu einer Tiefe von 15 Meter wachsen. Auch ähnlich aussehende Pflanzenarten anderer Gattungen und Familien werden „Seegräser“ genannt.

Zostera muelleri ssp. novozelandica (Kaitarakihi Bay, Neuseeland)
Vegetative Merkmale:
Zostera-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Sie wirken grasartig und sind untergetaucht lebende (submerse) Wasserpflanzen. Sie sind im Meeresgrund mit Adventivwurzeln an einem monopodialen Rhizom verankert. Die wechselständig und zweizeilig angeordneten Laubblätter besitzen linealische Blattspreiten.
Generative Merkmale:
Zostera-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die funktional eingeschlechtigen Blüten besitzen keine Blütenhülle oder Deckblätter und sind in zwei Reihen auf je einer Seite einer flachgedrückten Ährenachse (der Spadix) angeordnet und zur Blütezeit in ein einzelnes Hochblatt (die Spatha) eingeschlossen. Die männliche Blüte enthält ein Staubblatt. Die weibliche Blüte enthält nur einen oberständigen Fruchtknoten der aus zwei, aber anscheinend nur einem Fruchtblatt besteht. Die Bestäubung erfolgt über das Wasser mit Fadenpollen.
Seegräser bilden kleine Nussfrüchte aus, die zylindrisch geformt sind und einen zweispaltigen Griffel an der Spitze aufweisen.
Systematik und Verbreitung:
Die Gattung Zostera wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum mit der Typusart Zostera marina aufgestellt. Der Gattungsname Zostera ist dem griechischen Wort „zoster“ angelehnt, was so viel wie „Gürtel“ bedeutet und sich auf die flachen, bandförmigen Blätter bezieht.
Die etwa 16 Zostera-Arten gedeihen in kalten, kühlen und warmen, aber nicht tropisch warmen Küstengewässern fast weltweit. Am häufigsten sind sie an Küsten gemäßigter Gebiete der Nordhalbkugel anzutreffen. Sechs Arten kennt man von australischen, fünf Arten von chinesischen und zwei Arten von nordamerikanischen Meeresküsten. Sie kommen nur in Meeren vor und wachsen zumeist bestandsbildend in Seegraswiesen.

Verbreitungskarte der Gattung Zostera gemäß IUCN-Daten
Die Gattung Zostera enthält etwa 16 Arten:
-
Zostera angustifolia:
Sie kommt von Nordeuropa bis zum asiatischen Russlands vor. -
Zostera asiatica:
Sie kommt vom asiatisches Russlands bis Korea und von Sachalin bis zum nördlichen Japan vor. -
Zostera caespitosa:
Sie kommt von Kurilen bis zum nordöstlichen China vor. -
Zostera capensis:
Sie kommt von Kenia bis Südafrika und Madagaskar vor -
Zostera capricorni;
Heimat: Neuguinea bis Neuseeland -
Zostera caulescens:
Sie kommt vom nordöstlichen China bis Korea und Kurilen bis zum westlichen Japan vor. -
Zostera chilensis:
Dieser Endemit kommt nur im chilenischen Coquimbo vor. -
Zostera japonica:
Sie kommt von Russlands fernem Osten bis Vietnam vor. -
Gewöhnliches Seegras (Zostera marina):
Es ist auf der nördlichen Halbkugel weitverbreitet. -
Zostera mucronata:
Sie kommt nur vom südwestlichen bis südlichen Australien vor. -
Zostera muelleri:
Sie kommt nur vom südlichen Australien bis Tasmanien vor. -
Zostera nigricaulis:
Sie kommt nur im südlichen Australien vor. -
Zwerg-Seegras (Zostera noltii):
Es kommt an den Küsten von Europa bis Mauretanien und dem Mittelmeerraum bis Zentralasien vor. -
Zostera novazelandica:
Sie kommt nur in Neuseeland vor. -
Zostera polychlamys:
Sie kommt nur im südlichen Australien vor. -
Zostera tasmanica:
Sie kommt nur vom südwestlichen bis südlichen Australien vor.
Nutzung:
Da Seegras – gemeinsam mit Algen und anderen Pflanzenresten – an den Stränden der Nord- und Ostsee als Treibgut eine große Menge Biomasse darstellt, gibt es verschiedene Nutzungskonzepte. An europäischen Tourismusstränden angelandetes Seegras wird bisher aufgesammelt und entweder auf Deponien entsorgt oder gelegentlich auf Feldern als Dünger untergepflügt. In Dänemark wird es auch als Dämmstoff und für die Renovierung der berühmten Seegrasdächer auf Læsø gewonnen. Projekte zur Wiederherstellung von Seegras können als Kohlenstoffspeicher und damit dem Klimaschutz dienen.

Seegrasdach im Freilandmuseum auf Læsø
Getrocknetes Seegras fand früher Verwendung als Polstermaterial für Sofas und dgl., Matratzen und als Verpackungsmaterial (allerdings wurde auch die ähnlich genutzte Zittergras-Segge als „Seegras“ bezeichnet). Dem ersten Kühlschrank diente Seegras als Isolierschicht. Der Südpolforscher Robert Falcon Scott hat seine Forschungsstation mit Seegras gedämmt. In New York sind die Radio City Music Hall und das Rockefeller Center mit Seegrasdämmmatten der Firma Cabot's Quilt gedämmt. Seit 2012 ist in Rundballen gepresstes Seegras als Dämmstoff wieder auf dem Markt. Untersuchungen beschäftigen sich mit möglicher Nutzung von Seegras als Zusatzstoffe für Kosmetika, Wellnessanwendungen, Produkten für die Ernährungswirtschaft und Arzneimittel. Seegras kann auch verwendet werden, um Körbe zu flechten. Auch als Biogassubstrat ist Seegras gemeinsam mit Algen grundsätzlich nutzbar.

Einfluss der strukturellen Komplexität von Seegras auf die sozial-ökologischen Systeme. Seegraswiesen mit höheren Trieben, längeren und breiteren Blättern und mehr Blättern pro Trieb weisen einen größeren Fischreichtum auf und beherbergen insbesondere Arten, die für die Kleinfischerei wertvoll sind.
Gewöhnliches Seegras
Zostera marina
Das Gewöhnliche Seegras ist eine Pflanzenart in der Familie der Seegrasgewächse (Zosteraceae). Es wächst untergetaucht (submers) an den Meeresküsten der Nordhalbkugel und bildet dort zusammen mit weiteren marinen Arten aus der Ordnung der Froschlöffelartigen (Alismatales) unterseeische Seegraswiesen, die wichtige Lebensräume für Fische als Laichplatz und andere marine Tiere sind.

Gewöhnliches Seegras (Zostera marina) im Schwarzen Meer
(Insel Dscharylhatsch, Ukraine)
Beschreibung:
Das Gewöhnliche Seegras wächst als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Längen von 30 bis 100 Zentimeter. Es ist mit einem monopodialen Rhizom im Grund verankert. Die Laubblätter besitzen an ihrem Grund eine geschlossene Blattscheide, die keine Öhrchen ausbildet. Die einfache, etwa 3 bis 9 mm breite Blattspreite besitzt drei bis sieben parallele Nerven und eine abgerundete Spitze.
Die Blüten sind in zwei Reihen auf je einer Seite einer flachgedrückten Ährenachse (der Spadix) angeordnet und zur Blütezeit in eine Blütenscheide (der Spatha) eingeschlossen. Der Stiel der Spatha ist oberwärts etwas verbreitert. Jede Einzelblüte enthält sowohl ein Staub- als auch ein Fruchtblatt. Das Gewöhnliche Seegras bildet Nussfrüchte aus, die zylindrisch geformt sind und einen zweispaltigen Griffel an der Spitze aufweisen. Ihr Pollen ist fadenförmig. Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 12.
Ökologie und Bestäubungsbiologie:
Das Gewöhnliche Seegras blüht zwischen Juni und September. Die Bestäubung der Blüten erfolgt ausschließlich submers. Die Einzelblüten bilden einen fadenförmigen Pollen aus, der ausschließlich durch das Wasser ausgebreitet wird. Haben sich kleine Nussfrüchte gebildet, so werden diese ebenfalls durch das Wasser ausgebreitet. Häufig wurde auch beobachtet, dass bestimmte Vögel oder Fische die Früchte fressen und mit der Ausscheidung der freigelegten Samen zur Ausbreitung beitragen.
Seegraswiesen sind ökologisch besonders wertvoll, da sie Schutz für zahlreiche Tierarten bieten. So stellen Seegrasbestände z. B. häufig wichtige Laichplätze der Fische dar. Zudem schützen Seegräser die Küsten und halten das Wasser sauber.

Gewöhnliches Seegras (Zostera marina)
Verbreitung und Gefährdung:
Das Gewöhnliche Seegras ist auf der gesamten Nordhalbkugel in den gemäßigten und subtropischen Zonen verbreitet. Es wächst untergetaucht im Küstengewässer der Nord- und Ostsee und den Ozeanen in Nähe des Festlandes; dort kommt es bis zu einer Tiefe von 10 m, vereinzelt bis zu 17 m, vor. Stellenweise geht seine Verbreitung jedoch auf Grund anthropogener Einflüsse zurück. Deshalb ist es in Deutschland in der Roten Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen als gefährdet eingestuft (Gefährdungskategorie 3).
Das Gewöhnliche Seegras ist eine Charakterart des Zosteretum marinae (Gesellschaft des Echten Seegrases) und gilt zusammen mit dem Kamm-Laichkraut (Stuckenia pectinata) als eine Indikatorart für den Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie-Lebensraumtyp 1110: „Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser (sublitorale Sandbänke)“ verzeichnet.
Seit den 1930er Jahren ist beginnend in Nordamerika und anschließend in Nord-Europa sowie speziell an der deutschen Nord- und Ostseeküste ein Rückgang der strukturbildenden Seegraswiesen von Zostera marina zu beobachten. Das in den letzten Jahren in der Nordsee beobachtete starke Seegrassterben ist nicht mit den bekannten Populationsschwankungen bei den Seegras-Arten zu erklären. Teils beträgt der Rückgang bis zu 90 %. Je nach Seegebiet ist in unterschiedlichem Ausmaß ein Befall durch Labyrinthula zosterae, ein Netzschleimpilz, oder menschliche Wasserverschmutzung die Ursache.

Verbreitungskarte von Zostera marina gemäß IUCN-Daten
Verwendung als Nahrungsmittel:
Die Samen des Seegrases werden traditionell vom indigenen Volk der Seri (Eigenbezeichnung: Comcaac) am Golf von Kalifornien in Sonora, Mexiko, als Getreide genutzt.
Die Samen des Seegrases sind glutenfrei, enthalten viel Omega-6- und Omega-9-Fettsäuren und 50 % mehr Eiweiß als Reis.
Versuche in der Bucht von Cádiz in Südspanien haben ergeben, dass – vollkommen ohne den Einsatz von Dünger – eine jährliche Ernte von 3,5 Tonnen je Hektar möglich ist. Die Samen können zu Mehl und anschließend zu Brot und Nudeln verarbeitet werden.
Verwendung als Baumaterial:
Seegras wird als traditionelles Baumaterial für Dächer verwendet. Es ist geruchsneutral und dämmt Wärme. Wegen seines hohen Salzgehalts verrottet es nicht. Und im Unterschied zu Reet brennt es auch nicht.
Zwerg-Seegras
Zostera noltii
Zostera noltii ist eine Seegrasart, die unter dem gebräuchlichen Namen Zwerg-Seegras bekannt ist. Es kommt in flachen Küstengewässern in Nordwesteuropa, im Mittelmeer, im Schwarzen Meer, im Kaspischen Meer und im Aralsee sowie auf Inseln im Atlantik vor der Küste Nordwestafrikas vor. Es ist ein wichtiger Teil der Gezeiten- und flachen Gezeitenökosysteme von Flussmündungen, Buchten und Lagunen.

Zwerg-Seegras (Zostera noltii)
Beschreibung:
Zostera noltii hat ein kriechendes Rhizom, das unter der Oberfläche des Meeresbodens verläuft. Aus Knoten des Rhizoms wachsen Gruppen von zwei bis fünf bandförmigen Blättern, und jeder Knoten trägt außerdem ein Büschel von bis zu vier kurzen Wurzeln, die die Pflanze im Sediment verankern. Die Blätter haben drei unregelmäßige Längsadern und stumpfe, eingekerbte Enden. Sie sind bis zu 22 cm lang und enthalten Lufträume, die ihnen Auftrieb verleihen. An einem kurzen, speerförmigen Seitenstiel wachsen mehrere separate männliche und weibliche Blüten. Die glatten weißen Samen entwickeln sich in einer grünen Kapsel mit häutigen Wänden und sind etwa 2 mm lang.
Verbreitung und Lebensraum:
Zostera noltii kommt im östlichen Atlantik entlang der Küsten Europas bis nach Norwegen, Schweden und der Ostsee vor. Rund um die Britischen Inseln kommt sie häufig in den Firths of Moray und Cromarty, im Wash und in der Themsemündung vor. In Irland kommen erhebliche Mengen in Strangford Lough, Dungarvan Harbour und Dublin Bay vor. Im Mittelmeer und im Schwarzen Meer ist es auf die Brackwasserbedingungen in Lagunen und Flussmündungen beschränkt. Es ist die einzige Seegrasart, die im Kaspischen Meer und im Aralsee vorkommt. Es wächst auch in Marokko, Mauretanien und auf den Kanarischen Inseln. Es wächst intertidal auf feinsandigen oder schlammigen Untergründen und verträgt verschiedene Salzgehalte. Es neigt dazu, in einem Band weiter oben am Strand zu wachsen als die Zostera-Marina-Beete und wird oft mit anderen Seegräsern (Ruppia spp.) vermischt. Es wächst subtidal in tieferem Wasser, wenn es sich in Flussmündungen und Lagunen in niedrigem Salzgehalt oder im Brackwasser befindet. Es wird durch einen hohen Nährstoffgehalt und trübes Wasser beeinträchtigt.

Zostera noltii in der Lagune Ria Formosa (Algarve, Portugal)
Biologie:
Das Wachstum von Zostera noltii beginnt im Frühjahr mit dem Erscheinen neuer Blätter und der Verlängerung und Verzweigung des Rhizoms. Im Sommer bilden sich dichte Triebbeete mit Seegraswiesen, die das Watt bedecken, und zu dieser Zeit findet die Blüte statt. Im Herbst hört das Wachstum auf und im Winter brechen die meisten Blätter ab oder werden von Vögeln gefressen, sodass nur noch die unter Wasser liegenden Rhizome übrig bleiben. Ein Rhizombüschel kann viele Jahre leben.
Die männlichen Blüten geben Pollenstränge ab, die etwa die gleiche Dichte wie das umgebende Wasser haben und die weiblichen Blüten mehrere Tage lang befruchten können. Die Samenkapseln sind photosynthetisch und enthalten eine Luftblase. Nach einigen Wochen platzen sie auf und die Samen sinken zu Boden. Alternativ können sich die Kapseln von der Pflanze lösen und wegschwimmen, wodurch der Samen an anderer Stelle freigesetzt wird. Die Samen werden durch Wellen und Strömungen oder manchmal auch auf die Füße oder im Darm eines Vogels verteilt.

Rhizom von Zostera noltii
Ökologie:
Seegraswiesen sind hochproduktiv und bilden die Grundlage wichtiger Küstenökosysteme. Auf Zostera noltii wachsen viele verschiedene Algenarten epiphytisch. Dazu gehören die Braunalgenarten Cladosiphon zosterae, Halothrix lumbricalis, Leblondiella densa, Myrionema magnusii und Punctaria crushata. Diese wachsen auch auf anderen Seegräsern wie Zostera marina. Ein Parasit, Plasmodiophora bicaudata, befällt Seegräser, darunter Zostera noltii. Es verhindert weiteres Wachstum zwischen den Knoten und schädigt Klumpen, wobei die Blätter in Büscheln wachsen, was zu einer sogenannten Auszehrungskrankheit führt. Seegraswiesen bieten vielen Wirbellosen einen Zufluchtsort und einen sicheren Zufluchtsort für die Entwicklung von Jungfischen. Der beim Verrotten der Blätter im Winter entstehende Detritus reichert das Sediment an. Die zersetzenden Gewebe bilden die Grundlage für eine Nahrungskette, und in der Wassersäule in der Nähe gibt es eine große Anzahl von Protisten, die sich von ausgelaugten organischen Verbindungen und den Bakterien, die das Gewebe zersetzen, ernähren.
Zostera noltii spielt eine wichtige Rolle in der Winterernährung des Singschwans (Cygnus cygnus), des Höckerschwans (Cygnus olor), der Ringelgans (Branta bernicla) und der Pfeifente (Anas penelope). Ringelganspopulationen in Europa sind zurückgegangen, seit sich die Wasting Disease etabliert hat und die Menge an verfügbarem Seegras zurückgegangen ist. Auch die Zahl der Pfeifenten ist zurückgegangen. Sie sind scheue Vögel und ernähren sich nur von Zostera noltii, wenn andere Nahrungsquellen in der näheren Umgebung des Strandes erschöpft sind. Es wurde festgestellt, dass zumindest einige der Samen des Seegrases frei keimen, nachdem sie den Darm von Wildvögeln passiert haben. Dadurch kann das Seegras Dutzende von Kilometern zurücklegen und seine Reichweite vergrößern. Sämlinge von Zostera noltii kommen jedoch selten vor und die vegetative Vermehrung, bei der sich Teile des Rhizoms von der Mutterpflanze lösen, ist wahrscheinlich die häufigste Ausbreitungsmethode.

Zostera noltii und andere Seegräser sind wichtig für die Stabilisierung von Sedimenten und die Reduzierung der Wellenenergie und können einen Küstenschutz gegen Erosion bieten. Es reagiert jedoch empfindlich auf das Ersticken durch sich verschiebendes Sediment und verfügt über eine geringe Erholungsfähigkeit, wenn es vergraben ist. Dies kann an den relativ kurzen Blättern und dem Fehlen vertikaler Rhizome liegen. Bei Ebbe liegt es regelmäßig am Küstenvorland und ist resistent gegen Austrocknung.
Obwohl die Populationen von Zostera noltii möglicherweise langsam zurückgehen, wird sie auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als „am wenigsten besorgniserregend“ aufgeführt.
Haltung und Pflege von Seegras im Aquarium
Seegras in Aquarien zu halten, ist nicht einfach. Darum kommen oft Attrappen aus Kunststoff zum Einsatz. Seegräser benötigen gutes Licht und eine niedrige Nährstoffkonzentration, ähnlich wie wir es von der Korallenhaltung kennen.
Am ehesten gelingt die Haltung des Gewöhnlichen Seegrases (Zostera marina) oder des Zwergseegrases (Zostera noltii). Das, aus dem Mittelmeer stammende Neptungras (Posidonia oceanica) ist dagegen kaum bis sehr schwer, über längere Zeit erfolgreich im Aquarium zu kultivieren.

Gewönliches Seegras (Zostera marina) im Shikoku Aquarium (Utazu, Japan)
Bodengrund:
Man sollte meinen die Höhe des Bodengrundes könnte von entscheidender Bedeutung sein, doch sind die Seegrasarten der Gattung Zostera, was die Höhe des Bodengrundes betrifft, nach den gesammelten Erfahrungen verschiedener Halter, nicht sehr anspruchsvoll. Das Echtes Seegras (Zostera marina) konnte, genau wie ihr kleiner Verwandter, das Zwergseegras bei Substrathöhen von 3 bis 18 cm erfolgreich kultiviert werden.
Wasserstand:
Auch die Höhe des Wasserstandes scheint nicht ausschlaggebend zu sein. So gedeiht das Gewöhnliche Seegras bei Wasserstandshöhen von 13 bis 50 cm gleich gut. Das Zwergseegras scheint jedoch niedrigere Wasserstände zu bevorzugen. Womöglich benötigt Zostera noltei wie im natürlichen Habitat ein regelmäßiges Trockenfallen oder zumindest sehr niedrige Wasserstände um langfristig zu überleben.
Wassertemperaturen:
Die beiden beschriebenen Seegrasarten haben ein weites Verbreitungsgebiet und bei den Haltungstemperaturen sollte man sich nach den, im natürlichen Habitat vorherrschenden Temperaturen richten. Daher ist es gut zu wissen, woher das Seegras stammt, das man pflegen will.
Bei Zostera marina und Zostera noltei kommen dabei Haltungstemperaturen von ca. 10 bis 25 °C in Frage. Ganzjährige Temperaturen von über 20 °C werden allerdings nicht dauerhaft vertragen. Eine Absenkung im Winter ist empfehlenswert.
Strömung:
Die Strömung scheint ebenfalls kein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Haltung und Pflege von Seegras zu sein.
Das Echte Seegras, wie auch das Zwerg-Seegras wachsen in der Regel selbst bei sehr schwacher, laminarer bis hin zu gar keiner Strömung.
Licht:
Einer der wichtigsten Faktoren für die erfolgreiche Pflege dürfte die Beleuchtungsintensität sein.
Eine ordentliche Beleuchtung mit leistungsstarken LEDs im Tageslichtspektrum kommt den Pflanzen zugute. Wir verwenden beispielsweise auf ein Becken mit den Maaßen 100x40x50 cm 4 LED-Röhren mit jeweils 14 Watt (was 39 Watt T5 entspricht).
Auch kleine techniklose Aquarien, die direkt am Fenster platziert wurden, konnten manchen Berichten zufolge erfolgreich betrieben werden.
Nährstoffe:
Nährstoffe wie Phosphat (PO4) und Nitrat (NO3) müssen, für eine längerfristige, erfolgreiche Haltung von Seegräsern, auf jeden Fall niedrig gehalten werden. Bei höheren Nährstoffkonzentrationen im Seegrasaquarium riskiert man starken Bewuchs der Seegrashalme mit epiphytischen Algen und Phytoplanktonblüten. Beides beschränkt den Wuchs der Seegräser oder lässt sie sogar absterben.
Salz und Salinität:
In der Meerwasseraquaristik übliche Salzkonzentrationen sind normalerweise auch gut für die Pflege von Seegräsern geeignet. Ein gutes Meersalz mit Osmosewasser angesetzt ist hier die Grundvoraussetzung.
Seegräser gedeihen bei Salinitäten von 28 ‰ bis 34 ‰ optimal und können auch einmal höhere Salzkonzentrationen aushalten, die etwa durch Verdunstung im Aquarium entstehen können.
Auch die schnelle Reduzierung der Salinität durch Zugabe von Umkehrosmose-Wasser um verdunstetes Wasser auszugleichen, hat meist keinen störenden Einfluss auf den Wuchs des Seegrases.
Wasserwechsel:
In Becken mit Futtereintrag ist der Wasserwechsel zur Reduzierung der Nährstoffe wichtiger als zum Ausgleichen von Spurenelementmangel. Ein großer Wasserwechsel von mehr als 50 % im Frühjahr kann zudem einen kräftigen Neuaustrieb von Seegräsern anregen.

Zostera marina mit kräftigem Wuchs im Aquarium von Gerald Wicht
Einpflanzen von Seegräsern im Aquarium:
Wenn in der Natur die Seegraspflanzen bei Temperaturen über 10 °C kräftig wachsen, beginnt eine gute Zeit für die Entnahme und eine erfolgreiche Anpflanzung im Aquarium. Analog zum besten Pflanztermin für die meisten Landpflanzen werden auch die von ihnen abstammenden Seegräser am besten zu Beginn der Wachstumsphase gepflanzt. Bei der Überführung der Seegräser von der Natur ins Aquarium muss die Zeit, die sie ohne kräftige Beleuchtung (Sonne oder Aquarienbeleuchtung) verbringen müssen, möglichst gering gehalten werden. Mehr als einen Tag in Dunkelheit gehaltene Seegräser wachsen nicht so gut und schnell an.
Zum Einpflanzen im Aquarium wird eine Vertiefung in den Bodengrund des Aquariums gemacht, welche der Größe der zu pflanzenden Seegräser mit anhaftendem Substrat enspricht. Dort hinein werden dann die Pflanzen mit ihrem Substrat gesetzt. Zum Abschluss wird dann der Bodengrund mit der Hand wieder angeglichen.
Generell wachsen Seegräser mit anhaftendem Substrat deutlich besser im Aquarium, als wurzelnackte Exemplare. Bei solchen Pflanzen kann es öfters zu Schwierigkeiten beim Anwachsen oder in seltenen Fällen zu Totalausfällen kommen.
Links und Downloads zum Thema:
👉 Heimische Seegräser im Aquarium von Gerald Wicht (PDF-Datei)
👉 Bedrohte Seegraswiesen in der Ostsee (WDR)
👉 Dem Seegras wird es in der Ostsee zu warm (Spiegel)
